I believe I can fly

"Oha, ach du scheiße..." war der erste Gedanke, als ich am 22.07. das Geburtstagsgeschenk meiner Freunde öffnete. Der zweite Gedanke war dann "heidewitzka, wie geil". Ein Paraglide Tandem Flug!

Musste nur noch ein Tag gefunden werden um den Gutschein auch einzulösen. Bei einer 6-Tage Woche war es schwierig einen fluggeigneten Tag zu finden und der erste Termin scheiterte dann auch leider an miesen Windverhältnissen. Bastian, mein Flugpartner und ich sind mit der Gondel rauf auf die Bergstation, standen mit der Ausrüstung oben am Abflugplatz. Es war windig, aber laut seinem Urteil hätte der Wind uns direkt nach unten an den Berghang gedrückt. Nicht die besten Voraussetzungen. Also wieder runter. Etwas enttäuscht, aber lieber so als ein 10 Sekunden Flug der in der Lawinenbebauung endet....

Ein paar Tage später rief Tandem Kurt mich dann wieder an, ob ich morgen Zeit hab für den zweiten Versuch. Was für ein Glück, zufällig stand da "Wo.R.T" in meinem Arbeitsplan (Wöchentlicher Ruhe Tag) und ich sagte zu.
Treffpunkt wieder an der Versettla Bahn, wieder mit Basti, diesmal war aber auch Kurt mit von der Partie mit einem weiteren Schützling. Windverhältnisse waren hervorragend laut Kurt und Basti und so wurden die Schirme ausgebreitet, ich bekam das Geschirr angeschnallt mit dem lustigen "Rucksacksitz" hinten dran und wir machten eine Trockenübung. Ich soll laufen so schnell ich kann, was sich zwar in Anbetracht des angeschnallten Equipments etwas schwierig gestaltete und ich gefühlt überhaupt nicht voran kam, aber es genügte wohl....

Als erstes hebte das Duo um Kurt ab und es sah ganz leicht aus. Dann waren Basti und ich dran. Er verband uns miteinander, sodass ich an ihm hing und er am Schirm. Dann stellten wir uns in Startposition und gingen noch mal die Instruktionen durch. Ich soll mich erst in den Rucksacksitz setzten, wenn wir schon in der Luft sind und er mich dazu auffordert. Davor muss ich einfach im Geschirr hängen. Hmmm, ok, wird gemacht. Und bei 3 soll ich loslaufen. Ok. Und so standen wir da. Basti wartend auf die perfekte Windböe und ich etwas ängstlich vorne dran auf sein Startzeichen lauernd.

So standen wir etwa 1 Minute da. Eine Minute in der man denkt: man man man, auf was hab ich mich da mal wieder eingelassen. Aber dann kam schon das Startzeichen und ich lief los. Ohne mich vom Fleck zu bewegen. Hatte keine Chance vorwärts zu kommen mit gefühlten 100 kg die an mir dran hingen. Und Basti rief: los, los, los, los und ich dachte WTF, ich versuch es ja! - und dann gab es einen Ruck der mich nach vorne drückte und ich bin tatsächlich gelaufen. Und dann kam der zweite, sehr angenehm Ruck der mir die Gurte samt Kamera, die sich in meiner Jackentasche befand, in den Bauch drückte. Autsch! Ich sah nach unten und meine Füße baumelten schon ein paar Meter über dem Boden.... Hui hui hui, und dann durfte ich mich in meinen Sack setzen und wir flogen....

..... Flogen immer höher und höher und drehten unsere Kreise über der Nova Stoba und dem Nova Tal, flogen über Gaschurn, über dem Hotel Verwall und winkten. Geil! Doch nach einiger Zeit merkte ich einen leichten Schwindel aufsteigen, war wohl ein bisschen viel gedrehe und Geruckel und ich versuchte tief durch zu atmen und die weit entfernten Gipfel zu fokussieren. Basti zeigte mir, was ich machen soll, falls ich spucken muss, nämlich den Kopf weit zur Seite aus dem Geschirr raushängen, davon wurde mir dann allerdings noch ein bisschen mehr schwindelig.... Irgendwann ging es dann wieder und ich genoss die wunderschöne Aussicht von dort oben. Dann fragte Basti, ob ich Achterbahn fahren mag. Hmmm, ja, WIESO? "Ach, wir könnten das machen, was die anderen beiden gerade machen" und zeigte auf den Gleitschirm von Kurt. Die beiden legten gerade wilde Stunts in der Luft hin. Ich lehnte dankend ab... Man muss beim ersten mal ja nicht übertreiben.

Also ging es langsam bergab für uns und 50 Meter über dem Boden sollte ich schon mal aus dem Sitz aussteigen und mich wieder ins Geschirr hängen. "Was? Jetzt schon?" Ja, raus mit dir!" "Hmmpf, ok" Gesagt, getan und ich baumelte wieder in der Luft und sollte schon mal los rennen. Wir hingen immer noch in der Luft und befanden uns im Landeanflug. Kam mir sehr dämlich vor in der Luft hängend meine Beine zu bewegen, aber plötzlich ging alles ganz schnell und wir setzten auf dem Boden auf. Ich lauf, lauf, lauf und werde nach hinten gezogen, kann mich in der letzten Sekunde aber grad so halten, lande nicht auf dem Po sondern laufe brav wie befohlen auf dem Feld entlang. Geschafft! Yay! Eine Minute später kam Kurt dann mit seinem Schützling angeflogen, denen die Landung nicht so glückte... Er setzte sich auf seinen Po und schwupp lag Kurt halb auf ihm drauf ;-).

Und ja, dem Typen erging es nach den Stunts so, wie es mir wahrscheinlich auch ergangen wäre - sein Mageninhalt verabschiedete sich während des Fluges von ihm und er hat es leider nicht geschafft sich rechtzeitig weit genug zur Seite rauszulehnen, mit dem Ergebnis, dass Kurt, das Geschirr und er selbst ne Ladung abbekommen hatte. Schadenfroh? Nein, aber sehr dankbar, dass es nicht mir passiert ist ;-)