Tel Aviv- Jerusalem

Liebe Leser,
ich bin nun seit einer Woche im "heiligen Land" unterwegs. Es fühlt sich komischerweise viel länger an. Vielleicht, weil ich schon an mehreren Orten war und jeden Tag viele neue Eindrücke auf mich prasseln, und ganz bestimmt auch, weil der Alltag nicht mit 9 Stunden Arbeit und 2 Stunden Arbeitsweg davon rennt.... ja, ich habs schon gut :-)


Aber hej, hier ist auch nicht alles zuckerschlecken, glaubt's mir. Ich befürchte, ich wurd doch von Bed Bugs erwischt (Bettwanzen). Zumindest hab ich ein paar fiese juckende Stiche/Hautirritationen. Kann mir nicht erklären, woher das kommt. Komischerweise sind es immer 2 -3 Flecken an einer Stelle. Hoffe, das geht bald wieder weg. Es juckt nämlich so o o o. Aarg....


Nachdem ich Tel Aviv endlich am Sonntag verlassen hatte, ging es mit dem Bus nach Safed, viertheiligste Stadt des Judentums und Zentrum des Kabbala (bezeichnet die Geheimlehre und Mystik sowie die esoterische Bewegug im Judentum- Zitat des Reiseführers). Tatsächlich wohnen sehr viele Juden dort, vorallem das jüdische Viertel in der Altstadt ist sehr sehenswert.

Dort habe ich in einem schönen Hostel ein 3-Bett Dorm mit Bad für mich ganz alleine nutzen dürfen. Mit meinem Nachbarn zusammen war ich am Lake Hula, dort treffen sich unsere lieben Zugvögelchen im Herbst, bevor es weiter Richtung Afrika geht. War ganz schön, der See liegt eingebettet zwischen den Bergen. Die Region gehört schon fast zu den Golan Höhen, einem Gebiet Israels, das noch immer für Zündstoff mit Syrien sorgt.

Weiter kam ich leider nicht, hätte gern noch mehr Punkte im Golan besichtigt, aber das öffentliche Busnetz ist dort oben leider nicht so Travelerfreundlich ausgebaut, so dass ich etwas enttäuscht, weiter nach Tiberias fuhr.


Tiberias liegt direkt am See Genezareth. Dort hab ich mir ein Fahrrad ausgeliehen und bin einmal um den See geradelt und habe somit 2 mal den Jordan überquert. Mein Reiseführer sagte, es sind ca. 50 km um den See herum. So ein Lügner, dieser Reisefhrer. Ich hatte am Ende tatsächliche 71 km auf der Uhr. Musste die letzten km schon echt Gas geben, dass ich noch im Hellen zurück zum Hostel komme.

Leider haben die Israelis es immer noch nicht gebacken bekommen, einen Fahrradweg zu bauen, der rundherum führt. Teilweise musste ich mir die Landstraße mit den fetten Touri-Bussen teilen oder direkt am Minenfeld mich durch zugewachsende Bambuswälder kämpfen. Die Tour war aber ansonsten, außer, dass sie bei der Hitze echt anstrengend war, sehr sehr schön.

Nächsten Tag ging es dann schon wieder weiter, auf nach Jerusalem. Und ja, Jerusalem hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Noch lange nicht alles gesehen, aber der heutige Tag hat mich richtig geflashed. Bin extra früh aufgestanden, free Breakfast abgegriffen (es gab Feta und Hüttenkäse - yay), so dass ich noch vor dem Shabbat mir in aller Ruhe Yad Vashem angucken kann.

Das ist eine Holocaust Gedenkstätte vor den Toren Jerusalems auf dem Mt. Herzl gelegen. Sehr, sehr ergreifend. Musste teilweise mit den Tränen kämpfen und fühlte mich sogar irgendwie beschämt, dass ich Deutsche bin. Ich weiß, ist völliger quatsch und ich habe Gott sei Dank in Isreal deswegen noch keinerlei schiefe Blicke oder Anfeindungen erlebt, aber trotzdem fühlte ich mich schlecht..... vielleicht geht es aber auch jedem Besucher so, die damaligen Geschehnisse werden einem dort sehr nah gebracht.

Nach diesem aufwühlenden Erlebnis bin ich in die Altstadt gefahren und einfach mal auf blauen Dunst die Gassen entlangspaziert. Plötzlich stand ich vor einer evengelisch-lutherischen Kirche, der Erlöserkirche. Vom Kirchturm aus hat man einen super Ausblick auf Jerusalem. Ein paar Schritte weiter stand ich plötzlich vor der Grabeskirche.

Das Sightseeing Programm hatte ich eigentlich für nächsten Tag aufgespart, doch da mein Weg mich scheinbar dorthin fürte, hab ich mich den Massen angeschlossen und bin einfach rein gegangen. Obwohl getauft, konfirmiert und bisher brav Kirchensteuer gezahlt, fühle ich mich eigentlich eher als Agnostiker. Jedoch muss ich zugeben, und das hat mich selbst umgehauen, dass ich in der Grabeskirche etwas mit mir passiert ist. Ich kann überhaupt nicht erklären, was passierte, aber urplötzlich rauschten diese Gefühle durch meinen Körper, die ich überhaupt nicht einordnen konnte. Ich stand da einfach, etwas abseits der Menschenmassen und habe den Augenblick in mich aufgesogen.... schon sehr beeindruckend gewesen, dieses Gefühl und das ganze drum herum. Die vielen verschieden Menschen aus der ganzen Welt... die Geschichte, die hinter diesem Ort steht.....


Pünktlich zum Shabbat machte ich mich auf den Rückweg zum Hostel, die Geschäfte schlossen, die Straßen wurden leer, Juden in voller Pracht eilten - ja wohin denn? Nach Hause? Muss mich noch mal ein bisschen ausführlicher mit diesem Glauben beschäftigen... Zumindest haben wir hier im Hostel heute Abend ein Shabbat Dinner veranstaltet. Es wurde geschnibbelt für 75 Leute, ein Gebet gehalten und dann gemeinsam gegessen.

PS: ich bearbeite die Bilder nicht, kommt alles ungeschminkt hier rein (genau wie ich selbst), ich verkleinere sie nur....

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Kommentare: 4
  • #1

    Dieter Schwombeck (Samstag, 16 November 2013 13:56)

    Hallo Jenni, vielen Dank für den super Reisebericht und den Fotos.
    Lg aus HH

  • #2

    Daddy d (Montag, 18 November 2013 12:37)

    Dein Blog hat mir meine Mittagspause versüßt...Danke

    Weiter so !

    3 Stiche nebeneinander kenn ich als Flostiche...

  • #3

    C.r.s (Dienstag, 19 November 2013 01:41)

    Super ....mehr davon,...

  • #4

    Kubi (Freitag, 22 November 2013 14:34)

    Hallo Jen,

    toller Reisebericht, mach weiter so, das macht richtig Spaß das mitzuverfolgen :-) Da hast du ja echt eine Menge zu sehen bekommen in Israel....Weapons & Puppies? O_o Ich hoff ja, dass das Sozialkritik sein soll :-)

    Wünsche Dir, unserem Hamburger Zugvogel, weiterhin viel Spaß.
    Halt uns auf dem Laufenden, freue mich über jeden neuen Post und bin froh darüber zu wissen, dass es Dir gut geht.

    Liebe Grüße,
    Kubi