Von Bangkok einmal nach Kambodscha und zurück

Endlich ein bisschen Zeit um die vergangenen Tage schriftlich nachzuholen.
Kleine Atempause auf dem Weg vom Norden in den Süden Thailands......
Ja...der letzte Reisebericht war zwar in Bangkok...aber diese eine wichtige Zwischenstation „Kambodscha“ darf natürlich nicht fehlen!

Also der Reihe nach:


Bangkok Flughafen, mal wieder.
Freund abgeholt, der nun nach 16-stündiger Anreise, ein wenig geschafft, ankam. Gemeinsam mein Gepäck aus dem Hostel geholt und uns uns unseren ganzen Kram via Fährfahrt in ein kuscheliges Hotel mit einem tollen all you can eat/drink Frühstück, am Chao Phraya River, nicht weit der Khao San Road, verfrachtet. Yeah. Und Swimmingpool auf der Dachterasse! Der Besuch wollte natürlich noch am gleichen Tag Sightseeing und war anscheinend danach ein wenig überfordert.....schließlich ist er dann einfach nach 32 Stunden Wachsein im Hotel eingepennt....Pah..kein Durchhaltevermögen der Gute.


Nächsten Tag dann kleiner Stadtrundgang, wobei nicht klar war, wer hier wen durch die Stadt geführt hat.
Königspalast stand auf dem Plan. 500 Baht für Prunk und Protz ausgegeben. 12 Euro. Hui. Ganz schön viel für diesen Palast, zumal an diesem Tag die meisten Sachen innerhalb der Anlage geschlossen waren.


Den Abend auf der Khao San kurz ausklingen lassen, nur kurz, denn der große Masterplan für die gemeinsamen 4 Wochen wurde einfach schnell umgeschmissen, auch weil gerade die Proteste in Bangkok zunahmen (was man als Tourist so gar nicht mitbekommt....ausser man latscht ausversehen quer durch ein Camp, da man geschafft vom Tag nur noch schnell nach Hause will.... Oder man liest Nachrichten und hört von Explosionen und Schüssen... denn wie alle Touristen erwähnen... eher Volksfeststimmung und Straßenstände mit lecker Essen statt Protest-Feeling...).


Der neue Plan war Kambodscha vorzuverlegen und alsbald vor der Wahl aus Bangkok zu fliehen.


Der Flug nach Siem Reap mit Cambodia Angkor Air für nächsten Tag war schnell gebucht.


Vorher noch einmal das Frühstück ausnutzen, die Saftbar versuchen leerzutrinken, den Bacon komplett aufzufuttern. Dann quer durch Bangkok, per Boot, Skytrain und Airport Link zum Flieger. Am Flughafen gemerkt das es nur ein kleiner Turboprop ist. Yeah.. kleines Propellerflugzeug: Zumindest hatte einer von uns beiden totale Freude daran und die eine Stunde Flugzeit Dauergrinsen im Gesicht...

Siem Reap, ein kleiner, sehr süßer Flughafen mit netten Beamten.
Die Einreise mit dem Visum verlief sehr schnell und unkompliziert. Der Abtransport ging auch per Taxi simpler als anderswo. Wo es nur einen Taxistand gibt hat man nicht die große Wahl. Kleines Gespräch mit dem Taxifahrer, der sofort bemerkte aus welchem Land man stammt (sehen wir so deutsch aus? Verdammt!).


Siem Reap...vielleicht nicht jedem bekannt, aber bei der Taxifahrt wurde gleich ersichtlich warum hier so viele Touristen Unterkunft finden. Am Horizont der Straße tauchte es langsam auf. Bis der Fahrer bestätigte....."There is Angkor Wat“. Somit gleich am ersten Tag ein Ziel der Bucket Liste erspäht.


Einchecken in einem kleinen Hotel mit super nettem Personal. Etwas abgelegen. Kurz die Straße auf und ab getrottet und früh schlafen gegangen. Denn wir wollten uns nächsten Morgen gleich in das so lange ersehnte Abenteuer stürzen.


Voller Freude auf die Fahrräder geschwungen (warum können die Asiaten nicht mal für die Touristen größere Fahrräder produzieren?), und auf auf Richtung Angkor.
3-Tagespass gesichert, und spontan eine Route mit den Rädern eingeschlagen, welches auch als die kleine Runde der Tuk-Tuk-Fahrer bezeichnet wird. Welch guter Zufall. Erst die kleinen, touristisch eher uninteressanten Tempel und dann sich langsam zu den besseren Tempeln vorarbeiten.


Gute Wahl, wobei die Tempel allesamt eine Reise wert sind und vor allem die Tempel ohne die Touristenaufmärsche mehr hergeben.  Sich durch Massen schieben, die sich für einen Tag die „wichtigen“ Tempel anschauen und dann mit ihrem Bus wieder in ihr Resort mit Vollverpflegung gekarrt werden, ist anstrengend und nervig.


Hervorzuheben wäre da der Ta Phrom, welcher noch im ursprünglichen Zustand (von der Natur zurück erobert) belassen wurde. Hier wurden mehrere Szenen eines bekannten Filmes gedreht, was die umherlaufenden Guides auch immer wieder stolz erwähnten. Wobei das Erkunden der Anlage auf eigene Faust viel spektakulärer ist, als sich vor DIE eine Baumwurzel zu stellen um für das Fotoalbum/Facebook/Twitter zu posieren. (Bildunterschrift: Ich bei Tomb Raider).
Als krönenden Abschluss des Tages dann endlich die Tore von Angkor Wat durchschritten.
Ein kleiner Kurzbesuch. Und ja... die gesamte Anlage und vorallem die Innenhöfe sind wunderschön, wie im Tomb Raider Computerspiel. Aber man muss sich darauf einstellen, dass all die Busse, die nach Angkor fahren, auch die Massen an Leute abladen. Somit ist man auf den Hauptwegen nie allein. Aber es gibt immer mindestens eine kleine Ecke (auch in Angkor Wat) wo man seine Ruhe hat, die letzten Sonnenstrahlen des Tages genießen kann, seine Äuglein schließen und die Athmosphäre aufsaugen kann.

Zweiter Tag, Füße und Popo taten schon ein wenig weh. Also einfach mal den Service vom Hotel in Anspruch  genommen und ein lokales Tuk-Tuk für die grosse Tempelrunde erhascht.
15 US-Dollar, ein Fahrer für den kompletten Tag, wohin man will, wie König und Königin. Die Limousine wartet und der Chauffeur freut sich wie ein Honigkuchenpferd wenn man aus dem Tempel zurückkommt.
US-Dollar??
Ja.... in Kambodscha wird überwiegend mit Dollar gezahlt anstatt mit der Landeswährung Riel. Geldautomaten spucken Dollar aus. Und kostet ein Essen  z. B. 1,50USD, bekommt man die 50 US-Cent in Riel zurück. 4000 Riel = 1 USD. Kompliziert, aber man gewöhnt sich schnell daran.

Also schön mit Chauffeur den zweiten Tag die grossen Tour mit allen restlichen Tempeln in dem Angkor City Areal besucht. Durch die Tuk-Tuk-Fahrt ging die Fahrt von Tempel zu Tempel rasend schnell, sodass wir irgendwann eine Zwangspause beim örtlichen Wasser/Frucht/Kleider/Stoffe/Sonstwas-Dealer einlegen mussten.

In Preah Khan den einen Tempel gefunden, der wirklich wunderschön und mega beeindruckend ist und nur von einer Handvoll Touristen besucht. Sollte auf jedermanns TDL stehen, beim Besuch der Tempelanlagen. Bayon, der Tempel mit den Gesichtern durfte natürlich auch nicht fehlen. Wären im Bayon nicht all die Touristenmassen, wäre dieser ebenfalls bezaubernd, aber so wurde es leider nicht zum Highlight. Zu guter Letzt durfte an diesem Tag der Sonnenuntergang auf dem einen besonderen Tempel nicht fehlen. Pnom Bakheng, auf einem Hügel gelegen, auf dem „nur“ 300 Leute gleichzeitig  rauf dürfen. Wir zwei und 298, dämliche Touris, gefühlt zumindest... übersehen alle Schilder, wo man sich nicht aufhalten darf. Und sobald die eine Gruppe vom Personal verscheucht wird kommt bereits die nächste Meute, die wieder verscheucht werden muss. Die Menschen ticken halt überall gleich. Sonnenuntergang war übrigens wenig spektakulär. Nicht zu empfehlen.

Hotelwechsel nächten Tag, direkt ins Stadtzentrum von Siem Reap. 3-Tagespass Angkor heisst nicht 3 Tage am Stück...sondern 3 Tage wann man will.... sodass wir uns einen Tag Pause zwischendurch nach all den Tempeln gönnten. Zeit zum Gassen schlendern, Kraft tanken und den Tag genießen.

Am nächsten Tag nervte der Wecker bereits um 4Uhr morgens. Im Stockdunkeln, mit Fahrrädern, die natürlich auf dem neuesten Stand der Technik waren, leider ohne Licht über unbeleuchtete Straßen, arschkalt, da kein Bock Jacken zu schleppen, hungrig und durstig. Um Alibifotos von Angkor Wat im Sonnenaufgang zu machen und ein Fleckchen zu suchen wo den die Bustouristen noch nicht bevölkern. Das mit dem Fleckchen ist wirklich einfach, die Touristen stehen fast alle nur vor dem Teich von Angkor Wat (siehe auch Bild), innerhalb der Anlage gibt es noch viele ruhige Fleckchen. Ganz entspannt Angkor Wat und alle anderen kleinen unerledigten Tempel in Angkor City besucht.
Das Osttor von Angkor, welches das erste Mal auch Dschungelfeeling aufkommen ließ, da hier nur ein ungeteerter Weg hinführt und kein einziges Tuk-Tuk sich hierher verirrt, war auch noch einmal schön anzuschauen. Als krönenden Abschluss dann innerstädtisch das Angkor-Abenteuer in der „Pub-Street“ mit ein bis drölf Sangsom Drinks ausklingen lassen. Musste auch mal sein.

Wünscherschöne Zeit hatten wir. Drei Tage so schnell vorbei. Trotz der Touristenmassen ist Angkor Wat ein absolutes Highlight. Wir werden es vermissen, vorallem da immer noch nicht alles entdeckt wurde, etliche Tempel liegen weit ausserhalb von Angkor. Prah Viharn zum Beispiel, wo der Besuch so gern hinwollte, war leider nicht machbar für uns.

Doch wenn man schon mal in Kambodscha weilt, sollte man doch wenigstens einmal die Hauptstadt besuchen, oder? Für 7 USD und 7 Stunden Busfahrt also ab nach Phnom Penh. Bisschen wie Bangkok, nur in klein und ein wenig stinkiger. Die Khao San Amüsiermeile ist leider seit Jahren abgerissen um für Luxuswohnungen Platz zu machen. Als Ziel der 2 Tagesreise die Killing Fields und den Russian Market vorgenommen. Der Russian Market entpuppte sich als lokaler Markt wie er überall in Thailand, Vietnam und Kambodscha anzutreffen ist. Klein, wuselig, Essen, Klamotten, Technik...einfach zu finden, was man braucht oder auch nicht braucht. 
Aus den Killing Fields wurde das Tuol-Sleng-Genozid-Museum, das Gefängnis S-21 von Pol Pot und seinen Roten Khmer, wo Verhörungen und Folterungen vorgenommen wurden, bevor die Insassen zu den Killing Fields außerhalb der Stadt gebracht wurden. Eigentlich wurden die Gebäude als Schule erbaut nach der „Befreiung“ Phnom Penhs durch die Roten Khmer aber umfunktioniert. Durch die schon sehr bedrückende Stimmung wurde der Besuch der Killing Fields von uns ausgelassen, die Eindrücke im „Gefängnis“ waren für uns ausreichend genug, um zu sehen was die Bevölkerung, vor so gar nicht allzu langer Zeit, miterleben musste. Der Ort hat mich noch mehr berührt, als das Holocaust Museum in Jerusalem. Als ich zufällig hörte, wie eine Touristenführerin zu einer deutschen Reisegruppe sagte, dass auch sie als Kind im Arbeitslager schufften musste, da musste ich die Tränen schon krampfhaft zurück halten und erstmal aus der Austellung fliehen. Sehr ergreifender Ort...., aber trotzdem froh dort gewesen zu sein. Um zu verstehen...

Auf drängen des Besuches am letzten Tag im Land noch schnell den lokalen Königspalast besucht, und ja.... dieser, für sage und schreibe nur 6,50$, hat sich diesmal wirklich gelohnt. Hier sieht man, wodurch Thailands Kultur und Tempel- und Pagodenbauweise beeinflusst und geprägt wurde. Der König stellt hier ebenfalls seine Uniformen und allerhand Schnickschnack aus, es gibt also zahlreiche weitere Dinge als nur Gebäude zu sehen. Thailand könnte sich hier zum Preis-Leistungsverhältnis des Besuchs des Königspalastes mal eine Scheibe von Kambodscha abschneiden....

Kambodscha - ein Land, welches immer noch an der Verarbeitung und Überwindung der Folgen der sogenannten „Demokratie“ von Pol Pot zu knabbern hat. Ein Land, wo die Armut an jeder zweiten Ecke deutlich sichtbar ist. Deren Einwohner aber durchweg einfach alle bezaubernd sind und für jeden offenen Touristen ein Lächeln auf dem Gesicht haben.
Zum Beispiel unser Tuk-Tuk-Fahrer, der uns 2 Tage später bei unser Fahrradtour durch Angkor freudig-winkend wiedererkannte (bestimmt nicht nur wegen der 5 Dollar Trinkgeld, die er von uns bekommen hat).
Oder die Hotelangestellten, welche immer wieder neues Wasser in Flaschen bei jeder Begrüßung brachten, jedes mal gefragt haben wie der Tag war, was wir morgen machen und und und.
Kambodscha wir werden dich vermissen und hätten dich wirklich gern noch ein paar weitere Tage erkundet ... doch leider ist der Zeitplan straff  und wir müssen zurück nach Bangkok fliegen.

Fortsetzung folgt... hier kommen nun erstmal eine Menge Bilder:

Gibts denn da unter euch jemanden, der auch mal unbedingt Angkor Wat sehen will?


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Kommentare: 7
  • #1

    Der Freund (Dienstag, 04 Februar 2014 16:25)

    Ein wenig lang der Text, was?
    Und doch so viel erlebtes in der Woche einfach ausgelassen. ;) Das Essen ist echt fantastisch...zum Beispiel “Amok“....unendlich lecker....die Leute sind wirklich alle supernett und hilfsbereit...nur die Postkarten/Schal/Tuk-Tuk/Räucherstäbchenmafia an jeder Ecke. Die muß man als Tourist lernen zu ignorieren.

  • #2

    Dieter (Dienstag, 04 Februar 2014 22:32)

    Moin Ihr Beiden,
    wenn ein Reise/Erlebnisbericht so toll geschrieben ist, und mit diesen hervorragenden Fotos, kann er nicht zu lang sein. Eher zu kurz.
    Weiterhin viel Spaß.
    Lg aus HH

  • #3

    Daddy D (Mittwoch, 05 Februar 2014 11:09)

    ...ja, ihr seht aus wie Deutsche ! Näht Euch doch eine DDR- Flagge auf das Backpack... ;-)

    Wie immer: Toller Bericht - tolle fotos, Danke !
    Passt bitte mit den Tomb Raider Giftpfeil Fallen auf...

  • #4

    Five (Mittwoch, 05 Februar 2014 17:04)

    wie immer super schöne Bilder, und zu lang gibts gar nich!

    Und die Pub-Street erinnert mich stark an die Bar-Street auf Rhodos : ) gabs da auch so einen Club? Diesen den wir leider viel zu spät entdeckt haben... ; )

    Genießt die Zeit zu zweit

  • #5

    Maus (Mittwoch, 05 Februar 2014 21:19)

    Hallo Jenny (und unbekannter Freund),
    habe grade die letzten tollen Berichte verschlungen...und die Fotos auch mal mit Bildunterschriften angeschaut, was mich das ein oder andere Mal sehr zum schmunzeln gebracht hat.
    Ansonsten macht alles zusammen echt Fernweh!!!
    Bei mir wird der Prüfungsstress Ende des Monats erstmal durch 4 Tage Paris mit der Freundin durchbrochen - das muss für den Anfang reichen! :)
    Habt noch eine tolle Zeit!

  • #6

    Kubi (Donnerstag, 06 Februar 2014 13:24)

    Juhu,

    ein neuer Bericht :-) Habe es nicht geschafft ihn in einem Rutsch durchzulesen (eher so in zwei Häppchen), weil es doch sehr viel war. Aber das ist auch gut so, also weitermachen!

    Und das sieht alles total großartig aus...und dass Tomb Raider dort gedreht wurde, das war mir nicht bewusst.

    Habt noch schön viel Spaß und lasst es euch gut gehen!

    Viele Grüße,
    Kubi

    PS: Ja, ich würde mir das auch gerne irgendwann mal ansehen wollen...

  • #7

    Monstermoscher (Donnerstag, 06 Februar 2014 23:34)

    Jippie, meine Postkarte (--> mit Fleck ;-)) ist auch schon im Januar angekommen - vielen Dank!!

    Ich finde Textlänge und Fotoanzahl total super! (Auch wenn ich sonst nix schreibe...)

    Euch noch viel Spaß bei vielen weiteren Samstagen!
    Bin nen bisschen neidisch auf eure Reiserei - in 4 Wochen komm ich auch hier raus... ;-)
    Keep on rockin' like a rolling stone!