Welcome to the jungle



Manchmal hab ich einen Schreiblauf. Sprich, es kommt einfach so aus dem Gehirn, über die Fingerchen in den Computer, ohne viel nachzudenken. Dann schreib ich und schreib und schreib und bin dann auch hinterher ganz zufrieden mit dem was ich geschrieben hab.

Es gibt aber auch andere Tage. Da sitzt man im netten Cafe und hat zwei Stunden Zeit bis das Boot abfährt. Was bietet sich da besser an, als den Borneo Trip für den Blog festzuhalten? Nichts. Also los. Computer raus und los geht das getippe.

Und man schreibt. Liest sich den ersten Absatz durch und löscht ihn wieder. Fängt wieder an zu schreiben und löscht dann wieder die Hälfte. Dann schreibt man weiter und löscht dann wieder alles, weil man irgendwie nicht den Einstieg findet. Doof. Genau so ein Tag ist heute!

Was macht man da? Nicht so große Ansprüche an sich selbst haben? Oder einfach drauflos schreiben, um schon mal einen Anfang zu haben und hoffen, dass man ein paar Tage später beim Durchlesen noch mal voll den Schreiblauf hat?

Mist. Egal, ich fang einfach mal an, vielleicht komme ich dann irgendwie rein:

Nach meinem Bergbesteigungserfolg ging es nächsten Tag in 5 Stunden Busfahrt mit einem für süd-ost asiatische Verhältnisse super luxuriösen Gefährt nach Sandakan. Luxuriös, weil Klimaanalgenberieselung selbst einstellbar war, der Bus nicht aussah, als wäre er schon vor dem Berliner Mauerbau durch Borneo gefahren und es gab sogar einen Fernseher inkl. DVD-Abspielgerät! Hui, dieses wurde auch fleißig ausgenutzt und es wurden asiatische Actionfilme mit ordentlich krawumm abgespielt. Herrlich!

In Sandakan am Busterminal angekommen fand ich nach sehr harten Verhandlungen einen Taxifahrer, der mich für 15 anstatt 20 Ringgit in die Stadt fuhr. Wat für ein Wucher, das sind fast 4 Euro! Latschen wollte ich aber keinesfalls, denn das wären locker 5 km gewesen und hier auf der nord-ost Seite der Insel war es wieder um einiges heißer, als es noch oben im Gebirge war. Und vom "wandern"  hatte ich vorerst immer noch genug.

Hab einen steinalten Taxifahrer, erwischt und während der Fahrt hat der  zufällig "einen Freund" aufgelesen. Das ganze hat mich etwas suspekt gemacht und ich hab mich gefragt, was das wohl soll und ob der Taxifahrer deswegen den 15 Ringgit zugestimmt hatte. Wollen die mich kidnappen? Ausrauben? Man hört ja ständig Horror-Geschichten von anderen Reisenden. War aber alles ganz harmlos, außer, dass der Taxifahrer die ganze Fahrt über den Blinker nicht ausgemacht hat, was mich halb wahnsinnig gemacht hat und er beim gerade ausfahren konstant das Lenkrad hin und her bewegt hat, hat er mich brav zu meinem Hostel gebracht.

Eingecheckt, extrem Hostelgammeling betrieben und etwas später dann doch noch den Arsch rausbekommen und die Einkaufsstraße dreimal rauf und runter gelaufen. Essen musste besorgt werden und Informationen, wie ich die letzten Tage auf Borneo verbring....

Die Informationsflut habe ich dann auch irgendwann verarbeitet, mich für die Buchung einer Dschungeltour entschieden sowie für den Besuch in Sepilok, ein Orang Utan Rehabilitationszentrum. Die Orang Utans waren schon toll, die affigen anderen Touristen aber nicht und die ganze Anlage irgendwie auch nicht so spannend. Nach einem kurzen Rundgang war man schon wieder draußen.  Die Busfahrt hin und zurück, die war allerdings cool, im Musicmobil mit nem Busfahrer, der gern DJ während der Busfahrt spielte und mega Spaß hatte, wenn die Touris on board seine musikalische Unterhaltung ebenfalls spaßig finden.

Ach ja und Anti-Blutegel-Socken hab ich mir noch besorgt, so nach 3 Stunden verzweifelten durch die Stadt laufen und mit ratlosen Verkäufern sprechen, hab ich denn direkt gegenüber meinem Hostel eine Dschungelsafari Agentur gefunden, die mir welche verkauft hat. Obwohl ich meine Tour schon woanders gebucht hatte, wahrscheinlich 50 % auf den normalen Verkaufspreis draufgeschlagen...

Mit dem Minibus ging es eines Tages dann nach Sukau, dem Ort, von dem ich per Boot oder auch per Trekking den örtlichen Dschungel kennenlernen sollte. Wo noch ein kleines Stückchen ursprüngliche Natur zu finden war und die Flora nicht nur aus Ölpalmen bestand....

Die Bootsfahrten entpuppten sich ziemlich schnell als Fototouren, anstatt vieler Infos über Lebensweisen, Paarungsverhalten oder was auch immer, der heimischen Tiere zu bekommen, war das Ziel der Guides eher, uns möglichst viele gute Fotomöglichkeiten zu bieten. Oder ist es das, was der normale Tourist einfach verlangt? Natürlich haben wir auch alle wie wild fotografiert. Wann bekommt man schon Makaken und Nasenaffen, Hornbills, Schlangen, Krokodile etc. vor die Linse? Wäre trotzdem schön gewesen, bisschen mehr Hintergrundinformationen zu bekommen. Respekt aber, dass die Guides sogar in der Lage waren jeden noch so kleinen Vogel auf dem Ast sitzend am gegenüberliegenden Ufer zu entdecken. Oder das Krokodil im Dunkeln, das 50 Meter weiter nur 5 cm aus dem Wasser guckt. Hier war mir übrigens etwas mulmig zumute. Immerhin sind das Saltwater Crocodiles, die, vor denen man sich im norden Australiens wirklich in Acht nehmen muss. Und wir saßen hier im mini Bötchen, leicht zu erreichende Beute, wenn da jemand Hunger hat.... Spiel das Spiel mit dem Krokodil, ich bin der Krokodoc. Oder eher Krokohappen?
 
Insgesamt hatte ich 2 Nächte gebucht und die Tage waren recht voll gepackt mit Bootstouren. Oder Essen. Das Essen war mega lecker, ich es aber leider nicht wirklich in der Lage es voll auszukosten. Denn nun hatte mich Montezumas Rache heimgesucht. Nachdem in Thailand der Freund ans Klo gefesselt war, hatte es nun mich ordentlich erwischt. Es war sogar so schlimm, dass ich eine Bootstour nicht mitmachen wollte, aus Angst da unterwegs einen unangenhemne Zwischenfall zu haben. Und das war natürlich gerade die Tour, auf der die Pygmy Elefanten gesichtet wurden. Bugger!

Aber ihr findet hier trotzdem Bilder von den Elefanten und noch viele weitere von dem ganzen Getier, dass wir da im Dschungel so gesehen haben, denn es gibt da zwei Menschen, die ihre Fotos für diese Seite, für euch sozusagen, gespendet haben.
Danke Sabine, danke Sven für die tollen Fotos und für die nette Gesellschaft während der zwei Tage!
Meine Kamera macht zwar tolle Fotos, aber der Zoom reicht leider nicht wirklich aus zum Wildlife spotting...

Nach der Dschungelsafari ging es zurück nach Sandakan, wo wieder exzessives Hostelgammeling meinerseits praktiziert wurde (Ausrede: Magenschonung) und nächsten Tag wieder zurück nach Kota Kinabalu. Wieder im Luxusbus. Mit Toilette an Board, die ich aber glücklicherweise nicht aufsuchen musste. Aber meinem Magen ging es immer noch nicht gut und ich machte mir langsam Sorgen. 3 Tage ging das nun schon. Und die Immodium wirkten einfach nicht!

In Kota Kinabalu bin ich dann zum chinesischen Pharmazeuten gegangen und habe mir Kräuterkügelchen andrehen lassen, in der Hoffnung, dass die chinesische Medizin vielleicht weiter kommt als die Heimische und ganz bald magentechnisch wieder alles gut wird.

Haben sie scheinbar auch, denn den Flug von Kota Kinabalu nach Kuala Lumpur hab ich ohne Toilettenzwischenstopp gemeistert.

In Kuala Lumpur verspätet angekommen. Planlos im Zickzack durch den unübersichtlichen Flughafen gehetzt und dann panisch festgestellt, dass ich keinen Gangplatz mehr auswählen kann und mein Weiterflug nach Melbourne bereits als "Boarding" ausgewiesen ist. Arg. Also schnell weiter gehetzt, beim Gate endlich angekommen, feststellen müssen, dass ich mein frisch erworbenes Wasser nicht mit an Board nehmen darf, wieder zurück muss, um das teuer erstandene Wasser wieder loszuwerden und in "duty-free" Wasser umzutauschen, dass dann für 2 $ extra in eine verschließbare Plastiktüte kommt.
Etwas fertig mit den Nerven dufte ich dann mit dem in der Plastiktüte befindlichen Wasserflaschen endlich ins Gate rein, in dem sich schon unendlich viele Menschen tummelten, und noch keiner am boarden war...
Und da stellte ich dann fest, dass es im Gate keine Toilette gab. Ahhhh, und dabei grummelte der Magen vor lauter Aufregung und Stress doch schon längst. Also schnell noch ein paar chinesische Kräuterkügelchen einwerfen und hoffen, dass wir möglichst ganz bald ins Flugzeug einsteigen dürfen und ich nicht zu lange dicht gedrängt in dieser Menschenmasse stehe. Zum Glück musste ich auch nur zwei Minuten warten und dann ging das boarden dann auch tatsächlich los. Quer über das Rollfeld laufend, ging es zu unserem A330 extra long, wo ich in der Mitte der Mitte Platznehmen durfte.
Der Start war alles andere als ruhig, durch irgendwas, was auch immer... sind wir durchgeflogen. Hörte sich an, wie ein Hagelsturm. Oder Sandsturm. Und aus meiner Position sah es aus, als würden die Triebwerke in Flammen stehen. Mein Sitznachbar und ich tauschten sorgenvolle Blicke aus und meine Frage, was die komischen Geräusche verursacht, konnte er mir leider auch nicht zufriedenstellend beantworten. Irgendwann wurde es dann aber doch ruhiger und ich merkte, dass die Triebwerke aller Wahrscheinlichkeit doch nicht Feuer gefangen hatten und konnte mich langsam entspannen.
Da ich keinen Service gebucht hatte, konnte ich sicher sein, dass ich weder durch Essens- noch Trinkausgaben gestört werden würde, setzte meine Schlafmaske auf, stellte "The XX" auf Dauerschleife ein und verabschiedete mich für ein paar Stunden von der realen Welt. Klappte erstaunlicherweise gut. Air Asia spart zwar am Service, aber lässt seinen Passagieren auf den Langstreckenflügen trotzdem noch genügend Beinfreiheit, sodass ich meine Beine unter dem freien Vordersitz komplett ausstrecken konnte.

Nach vielleicht 15 maligen durchnudeln meiner beiden The XX-Alben, kamen wir auch irgendwann mal in Melbourne an, für das ich in last minute-Aktion noch tags zuvor ein Visum besorgt hatte (online). Nach einer gefühlten Ewigkeit war ich dann auch aus dem Zoll draußen (ich hattte malysische Süßigkeiten dabei und meine Wanderstiefel waren nicht einwandfrei sauber...uh uh.) und wurde von einem alten Bekannten, Brad in Empfang genommen. Mit Schildchen, auf dem mein Name stand :-)

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      

PS: so nach einer Woche und jeder Menge Überarbeitung, war ich dann mal einigermaßen mit dem Text zufrieden und habe mich überwunden, ihn online zu stellen :-)


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Kommentare: 5
  • #1

    Five (Montag, 17 März 2014 10:26)

    ... nun hab ich nen Ohrwurm vom Krokodoc-Song... Yay ;)

    Und dein Text is wie immer toll, mach dir darüber nich so viele Gedanken, kleine Perfektionistin ;)

  • #2

    Daddy D (Montag, 17 März 2014 13:13)

    ...remember me to brad :-)

  • #3

    Dieter (Mittwoch, 19 März 2014 20:54)

    Deine Berichte sind super, genau wie die Bilder. Es muß nicht alles 100% sein. Weiterhin viel Spaß :-)

  • #4

    Kubi (Mittwoch, 26 März 2014 15:45)

    Toll toll toll!

    :-)

    Wirklich schön im Dschungel, hätte das gern live gesehen...

    PS: Danke für den Ohrwurm... -.- ...dadada Crocodoc!

  • #5

    Ina (Donnerstag, 08 Mai 2014 11:23)

    ...den Tipp von deinem Freund, mal auf deine Seite zu gehen, hab´ ich zu Brunos Geburtstagsparty bekommen. Ich sag nur "WOW" und danke... Es ist wirklich alles sehr interessant und es liest sich wirklich sehr flüssig, trotzdem ich dich (noch?:) nicht kenne. Ich wünsche dir alles Gute. Liebe Grüße von Ina & Hesat