Sumatra - Orang Utans und Vulkane

Dieser Artikel wurde vor ein paar Tagen in Medan verfasst.


Hello Misterrr,

Hello Miss,


welcome to Indonesia. Diese Sätze hört man hier an jeder Ecke, und wenn man antwortet, dann wird gekichert und gelacht...

Medan war unser Startpunkt in Indonesien, am 9.10. sind wir von Penang/Malaysia im 40 min Flug angereist. Die Einreise dauerte jedoch länger als der Flug, da keine Dollar auf Täsch um die 70 US$ Visum bezahlen zu können, keine Geldautomaten am Visaschalter.... aber die Beamten waren recht kulant, der Freund durfte durch alle Sicherheitsbereiche ohne Reisepass um außerhalb des Flughafens einen funktionierenden Geldautomaten aufzusuchen. Ein Rückflugticket wollten die Beamten glücklicherweise für die Visaausstellung nicht sehen, wenn, dann hätten wir ein dickes Problem gehabt, könnten wir doch gar keins vorweisen.....

Hat dann also doch alles gelappt und mit 30 Tagen Visum ging es zum Zug, Medan hat nämlich seit knapp einem Jahr eine super schicke Bahnverbindung zwischen dem Flughafen und der Innenstadt. Die ist so toll, dass sie sogar auf Platz 1 der Sehenswürdigkeiten bei TripAdvisor steht!


Und wenn eine Bahn es auf den ersten Rang schafft, lässt sich schon erahnen, wie toll der Rest der Stadt ist. Wir hatten leider keine Gelegenheit uns die restlichen 15  aufgelisteten Sehenswürdigkeiten anzugucken, nächsten Morgen raffte mich eine üble Magenverstimmung dahin.

3 Tage lang plagten mich Bauchkrämpfe und ich war mehr oder weniger ans Hotelzimmer gefesselt. Und wir somit länger als geplant an Medan gefesselt...
Das erste Hotelzimmer hatte schimmelige Wände, dafür ein geiles Frühstücksbuffet (was ich leider unter den gegebenen Umständen nicht großzügig genießen konnte), sodass wir noch mal umgezogen sind. Das zweite Hotel, recht neu eröffnet, hatte dann dafür leider undichte Wände und hielt den indonesischen Starkregen nicht stand. Wären wir nicht im Zimmer gewesen, hätten unsere Rücksäcke und Laptops nach 5 min unter Wasser gestanden.....

Naja, nach erneutem Umzug ging es mir dann glücklicherweise langsam wieder besser und wir beschlossen der lauten, stinkigen und dreckigen Stand endlich den Rücken zu kehren: auf in den Dschungel! Auf in die Natur.

Und da wir zu waschechten Flashpackern mutiert sind, entschieden wir uns für einen exklusiven Privattransport zur Unterkunft ins 72 km entfernte Bukit Lawang. Und waren wirklich sehr froh darüber die 3 Stunden Fahrt im klimatisierten Auto zu sitzen anstatt zusammengepfercht mit 12 weiteren Passagieren in einem klapprigen Uraltbus zu hocken. Die Unterkunft entpuppte sich ebenfalls als gute Entscheidung, nach dem doch sehr mühsamen 5 min. bergauf mit Gepäck wurden wir mit Mocktail, relaxter Musik und toller Aussicht von der deutschen Managerin begrüßt.
Unsere Hütte war ebenfalls toll und von unserer Veranda aus in der Hängematte liegend konnten wir am Abend sogar die ersten Affen beobachten, zur Einstimmung sozusagen.


Ich hätte gern den nächsten Tag komplett mit meinem Buch in der Hängematte verbracht, doch relaxen war definitiv nicht angesagt, hatten wir uns doch für 2 Tage Dschungeltrekking angemeldet. Um 9 Uhr starteten wir mit einem weiteren Pärchen aus Italien und zwei Guides um den Nationalpark Gunung Leuser National Park zu erkunden. Schon nach ca. 30 min sichteten wir die ersten Orang Utans, leider waren wir nicht die Einzigen. Mit mehreren Trekkinggruppen drängten wir uns im Dickicht um einen Blick auf die seltenen Primaten zu werfen. Da wir es nicht eilig hatten, blieben wir aber relativ lange und konnten die Affen, eine Mama mit Kind und ein Männchen dann doch noch in Ruhe beim Klettern und Futtern beobachten.

Nach dem sich die Affen entfernten setzen auch wir unseren Weg fort, Hügel hoch, Hügel runter, der Schweiß floss in Sturzbächen. Immer noch etwas geschwächt von meinen vorherigen Magenproblemen war ich recht froh am frühen Abend im Camp anzukommen und die Wanderschuhe gegen Bikini zu tauschen und ein kühlendes Bad im Dschungelflüsschen zu nehmen. Das Camp war relativ spartanisch eingerichtet, Zelte unter einer Plane, Loch im Boden als Toilette, aber letztendlich fehlte uns an nichts. Uns wurde ein köstliches Abendessen serviert,Nasi Goreng, Tempe, Sambal, Hänchencurry, Kerupuc, Tee, Kaffee, Kekse, alles da. 

Geschafft vom Trekking krochen wir recht früh in unsere Zelte, an erholsamen Schlaf war aber auf den dünnen Isomatten und bei Dauerregen leider nicht zu denken. Nichtsdestotrotz, nächsten morgen ging es mir viel besser als am Tag zuvor (wahrscheinlich den Beutelchen Elektroyte zu verdanken, das ich vor dem Schlafengehen noch konsumierte) und das Bergauf- und ab erschöpfte mich nicht mehr so.

Während wir durch den Bach wateten wurden wir kurzzeitig von einem Gibbon verfolgt. War scheinbar genauso neugierig auf uns wie wir auf ihn. Dann ging es noch ein paar Stunden über Dschungelpfade bis zum großen Fluss, wo wir im Tube sitzend, zurück zum kleinen Ort rafteten. Das wars dann leider schon mit unserer Dschungeltour.
Alles in allem war es ein schönes Erlebnis. Orang Utans und Affen in der Wildnis zu beobachten ist etwas ganz besonderes und auch die Übernachtung im Dschungel war interessant, wenn auch nicht so aufregend, wie ich es mir vorgestellt hatte.
Man hätte auch weitere Nächte im Dschungel verbringen und zum Beispiel im 7-tägigen Trek den kompletten Nationalpark durchwandern können, aber wir wollten es ja nun nicht gleich übertreiben!

Unsere nächste Station sollte der Lake Toba sein, ein Kratersee weiter südlich in Sumatra. Und da die Italiener auch dort hin wollten, bot es sich an wieder ein privates Taxi zu mieten und die 250 km gemeinsam dort runter zu brettern und die Kosten zu teilen.

Die Straßen in Indonesien sind meistens nur einspurig und kurze Strecken entwickeln sich zu stundenlangen Fahrten. Um nicht mit 10 km/h hinter den altersschwachen Lastwagen hinterher zu tuckern, oder hinterm Moped zu hängen wird konstant überholt. Ständig! Ob auf der Gegenfahrbahn ein Becak (eine Art Tuk-Tuk) entgegen kommt oder nicht, es wird rüber gezogen. Ich hatte wirklich Angst! Und da ich immer vorne aus dem Fenster schaue, damit mir von den Serpentinen und dem ständigen Beschleunigen und Abbremsen nicht so schlecht wird, konnte ich die teils sehr heiklen Überholmanöver die komplette Fahrt über mitverfolgen.

Nach neun Stunden (zur Erinnerung: 250 km Strecke) Nervenkitzel und zwei kurzen Pinkel- und Zigarettenstopps (nein, ich nicht, bin seit 2 Monaten clean) waren wir dann endlich in Parapat, von wo aus stündlich Fähren nach Tuk Tuk auf Samosir, die Insel im Kratersee, übersetzten.
Der Lake Toba ist bei einem super-super-Gau Vulkanausbruch vor etlichen tausend Jahren entstanden. Der Ausbruch war so heftig, dass die Welttemperatur damals um einige Grad sank und evtl. Auslöser einer Eiszeit war.
Heutzutage ist davon ist allerdings nichts mehr zu sehen. Außer, dass die Insel Samosir auf einer Höhe von 900 m liegt und Jenny sowie andere dämliche Touris sehr schnell einen Sonnenbrand bekommen. Der See ist übrigens bis zu 500 m tief und wunderschön, genauso wie die ganze Insel. Verständlich, dass die deutsche Hotelbesitzerin sich in dieses Fleckchen Erde (erst das Fleckchen, dann in einen Mann) verliebt hat, dort geblieben ist und sich ihr kleines Paradies aufgebaut hat. Vorerst für 2 Nächte gebucht, blieben wir letztendlich eine ganze Woche in den Tabo Cottages.

Unsere Tage verbrachten wir mit ausgiebigem Frühstück, schwimmen (wahlweise Pool oder See), lesen, Spaziergängen und ein bisschen Sightseeing. Und Kaffeetrinken. Zu meiner Freude gab es richtigen Latte und sogar Kopi Luwak probierten wir (das sind die Kaffeebohnen, die von Schleichkatzen gefressen werden, im deren Magen fermentieren hinten wieder herauskommen und dann für viel z. Bsp. nach Deutschland verkauft werden ). Wir konnten dem Kaffee nicht wirklich etwas abgewinnen und auch kein spezielles Aroma herausschmecken. Doch keine Kaffeeexperten? Oder einfach nur Geldmache und Tierquälerei?

An einem Nachmittag wurden wir von Horden indonesischer Schülerinnen überfallen, sie hatten den Auftrag ihr Englisch an Touristen zu erproben. Nach einem kurzen Interview mussten wir dann Noten verteilen. Die Mädels (und ein Junge!) waren teilweise aufgeregt, wenn sie an der Reihe waren Fragen zu stellen. Aber sie schienen auch sehr viel Spaß zu haben, genau wie wir. Als wir dann aber nach Autogrammen gefragt wurden, fand ich die Situation schon befremdlich. Viele Mädchen sagten mir dann noch, wie schön ich doch sei und was für wunderschöne helle Haut ich doch habe..... Ich versuchte ihnen zu erklären dass sie genauso schön sind und das es vollkommen egal ist, welche Hautfarbe wir Menschen haben, aber ich glaube so recht überzeugen konnte ich sie leider nicht.

Da wir noch ein bisschen mehr von Indonesien sehen wollten und unser Bargeld auch langsam knapp wurde, hieß es traurigerweise Abschied nehmen von diesem ruhigem und entspannten Ort.
Die Entscheidung, wohin als nächstes viel uns mal wieder recht schwer. Da das Überlandreisen in Sumatra recht beschwerlich ist und man unglaublich lang braucht um von A nach B zu kommen und die Insel auch nicht gerade lütt ist, entschlossen wir uns über Berestagi wieder in den Norden nach Medan zu reisen und von dort einen Flug zur nächsten Destination zu nehmen.

Berestagi ist der Ausgangspunkt für Vulkanwanderungen. Ein paar Kilometer außerhalb der Stadt stehen die beiden Vulkane Gunung Sibayak und Sinabung. Der Sinabung war im Oktober 2014 immer mal wieder aktiv und spuckte Lavasalven in die Höhe. Fürs Trekking also komplett gesperrt, da zu gefährlich. Sein Zwilling allerdings ist schon seit vielen Jahren ruhig und außer dem ersten steilen Anstieg recht einfach zu Fuß zu besteigen.

Nach verhältnismäßig kurzer und ruhiger Fahrt (kein Kamikaze-Fahrer) nach Berestagi und kurzen "Bummel" durch die besonders dreckige und stinkende Stadt machten wir uns bereits am nächsten Morgen mit einem Guide auf dem Weg zum Vulkan. Nach halbem Aufstieg fing es leider an zu regnen und hörte bis zum Heimweg auch nicht mehr auf, so dass unser Vulkantrekking eine recht nasse Angelegenheit wurde. Nichtsdestotrotz war es aufregend, überall brodelte und dampfte es, aber klitschnass war das Ganze leider nur halb so toll, wie es hätte werden können. Und wieder einmal, war ich sehr glücklich über meine Wanderschuhe, entwickelte sich der Abstieg zu den heißen Quellen durch den Dschungel doch als echte Matschpartie.

Das Bad in den heißen Quellen war nach dem Marsch eine echte Wohltat, leider stinken unsere Klamotten auch nach mehrmaliger Handwäsche noch immer noch Schwefel!

Da wir Berestagi nichts mehr abgewinnen konnten fuhren wir nach nur 2 Nächten wieder zurück nach Medan, wo wir zwei Nächte im 4-Sterne Pool-Hotel verbrachten (ich sag doch, wir sind keine Backpacker mehr) um dann mal wieder ins Flugzeug zu steigen...



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Kommentare: 2
  • #1

    C.R.S. (Dienstag, 04 November 2014 01:46)

    :) ... mehr mehr mehr ... Bild 40 ist super ...

  • #2

    Hamstermann (Sonntag, 16 November 2014 08:02)

    4 Sterne Hotels mit Pool, klimatisierte Taxis.. Chillen in der Hängematte - so könnte ich mir eine Weltreise auch gefallen lassen. Nur diese anstrengende Rumwanderei würde mich noch stören. Gibt's nicht auch eine Art geführte Dschungelspaziergänge? :-P
    Macht weiter so! Immer wieder schön und spannend zu lesen und die Bilder lassen mich das andere, die anderen Enden der Welt durch deine/eure Augen sehen.
    Take care!!