Indo die 2.: Abenteuer auf Java

Och du meine Güte jetzt muss ich aber wirklich tief in die Erinnerungskiste greifen. Sind wir doch weder auf Java, noch in Indonesien und noch nicht mal mehr in Asien.

Also, Gehirn zurückspulen, bis Mitte Oktober, nach Jakarta!

Dort sind wir von Medan aus nach unserer Nord-Sumatra-Reise hingeflogen. Mal wieder mit AirAsia. Die von mir bevorzugte Airline im südostasiatischen Raum. Und eine der wenigen Airlines in Indonesien, bei der ich mit meiner deutschen Kreditkarte einen Flug buchen kann. AirAsia Indonesia und Geruda Indonesia sind die einzigen zwei Airlines, die die Sicherheitsbedingungen der strengen Europäer erfüllen können und nicht auf der Schwarzen Liste der EU stehen...

Jakarta ist die Hauptstadt Indonesiens und wir machten uns auf noch mehr Gewusel, Dreck und Smog als gewöhnlich gefasst. Wir wurden nicht enttäuscht. Aber positiverweise konnte man begehbare Fußwege finden und es wurde versucht den Stadtkern sauber zu halten und zwei, drei recht schicke und neue Einkaufszentren gab es.

Viel haben wir von Jakarta nicht gesehen, dass was wir gesehen haben (Nationalmonument und besagte Shoppingmalls :-) ), hat uns nicht umgehauen, sodass wir uns nach nur 2 Tagen in einen Zug setzten und ins kulturelle Zentrum und ehemalige Hauptstadt fuhren - nach Yogyakarta.
Dort nächtigten wir in einem kleinen Hotel eines Franzosen mit indonesischer Frau und weil uns Yogya so gut gefiel und es so wahnsinnig viel zu machen gab, blieben wir am Ende ganze 8 Nächte dort.
Zwei Tage verschwendeten wir davon allerdings, da wir uns dort dem Behördenwahn aussetzten um unser Indonesienvisum um zusätzliche 30 Tage zu verlängern (und plötzlich nach einem Ausreiseflug gefragt wurden und innerhalb von 60 min zum Flughafen rannten, einen Flug buchten und mit der Flugbestätigung zurück zur Behörde rannten - was für ein Drama)

Ansonsten haben wir von Yogya aus eine ganze Menge toller Sachen gemacht, wir waren nicht faul!
Zum Beispiel haben wir uns die riesige buddhistische Tempelanlage Borobudur angeguckt. Und damit angefangen mitten in der Nacht aufzustehen um im Dunkeln auf Hügel/Berge/Vulkane zu steigen und von dort aus den Sonnenaufgang anzugucken.

Der Sonnenaufgang von einem Hügel aus auf Borobodur war sehr schön, wären nicht die 150 anderen Touristen gewesen, wäre es sogar noch schöner gewesen...... Und die Tempelbesichtigung wäre auch richtig schön gewesen, wären nicht so viel Indonesier dort gewesen, die uns alle 30 Sekunden anquatschten um ein Foto mit uns zu machen und ihre Englischkenntnisse an uns testen wollten.
Eigentlich hat mich das bisher nicht gestört, aber hier nahm es echt überhand. Und ich habe eine Menge Eintritt für den Tempel bezahlt und wollte ihn mir auch sehr gerne angucken und nicht nur für Fotos posieren...
Nach der buddhistische Tempelanlage ging es weiter zum größten hinduistischen Tempelanlage Indonesiens - nach Prambanan.
Auch hier war es ähnlich mit der Fotogeilheit der Indonesier, die Touristen waren interessanter als der Tempel und wir wurden auch hier alle 5 Meter angesprochen.
Die Tempel waren schön und die Anlage, die 10 min Fußweg außerhalb lag, wurde scheinbar auch von allen, außer uns, links liegen gelassen und hat sich sogar gelohnt.
Ich hatte dort einen kleinen Unfall und bin beim Fotografieren von einem Stein abgerutscht und mit meinem Ellenbogen schön am alten Gemäuer entlanggeschrabt. Habe jetzt eine feine Narbe, die mich für immer mit Prambanan verbindet.

Aufgeregt haben wir uns bei diesem Ausflugstag zum ersten mal über die horrenden Eintrittsgebühren die man als Ausländer für Sehenswürdigkeiten in Indonesien zahlen muss. Wo der Indonesier 2 Euro Eintritt zahlt, wird der Touri mit 20 Euro zur Kasse gebeten. Ja, wir haben mehr Geld, aber ich finde das trotzdem ungerecht. Vor allem, weil das Geld nicht mal in die Erhaltung der Anlage oder Errichtung von vernünftigen Toiletten investiert wird. Wer weiß, wer sich das Geld in die Taschen steckt....

Aber da wir was sehen wollten, legten wir natürlich zähneknirschend unsere Scheinchen auf dem Tisch.

Teuer war auch unser Ausflug zu der Jomblang Cave, wir mussten einen privaten Fahrer buchen und wurden per Hand an einem Seil 55 Meter in eine Höhle herunter gelassen. Das Abseiling war aufregend, die Höhle ganz nett, aber das spektakuläre an der Sache war das Sonnenlicht, dass von oben hinein schien und absolut magisch wirkte. Bisschen enttäuschend war, dass die einzigen Worte, die der Guide für uns übrig hatte folgende waren: "please take pictures". Herrlich, nachdem er 30 min auf indonesisch zu den anderen Gruppenteilnehmer gesprochen hatte, kommt man sich leicht wie Tourist 2. Klasse vor.

Naja, schön wars trotzdem, aber definitiv noch nicht das Highlight meines 1-jährigen on-the-road-Jubiläums. Das kam erst ein paar Stunden später....

Nach unserer Tour verkrochen wir uns auf unser Hotelzimmer und versuchten noch ein bisschen zu dösen. Es stand großes bevor. Um 22 Uhr wurden wir mal wieder von einem Fahrer abgeholt und sammelten noch ein deutsche Touristin sowie zwei Russinnen ein und kurvten dann durch die Nacht immer enger und schlechter werdende Straßen hoch. Eisige Kälte begrüßte uns am Ziel und wir mussten eine Stunde warten und Tee trinken.bevor es losging.
Ich hätte mich am liebsten zurück nach Yogya in mein gemütliches Bettchen gebeamt und fragte mich, warum ich mir das schon wieder antue. Aber Augen zu und durch. Oder auch: Wanderschuhe schnüren und los!
Der steile Aufstieg erwärmte uns schnell und der helle Mond leuchtete uns ein wenig den Weg über Geröll und Vulkanstaub. Es ging drei Schritte hoch und einen rutschte man wieder runter.  Nach ca. 3,5 Stunden bergauf, 3 Tonnen eingeatmeten Vulkanstaub, einem richtig krassen Kometen , Millionen von Sternen und ca. 1200 Höhenmeter später wurde der zartrosa Streifen der aufgehenden Sonne am Horizont immer heller und spornte uns auf den letzten 200 fast vertikalen Höhenmetern noch mal an ein kleines bisschen schneller zu klettern.
Der Puls rast, das Adrenalin rauscht und mit jeden Schritt löst man eine kleine Lawine von kullernden Steinchen aus.
Und dann, dann kommen die Glückshormone, die wie wild durch den Körper rauschen als du plötzlich 2911 Meter hoch auf diesem Kraterrand stehst und dein Gehirn langsam verarbeitet, was die Augen sehen. Ein Ausblick noch viel schöner als man es sich jemals hätte vorstellen können. Und doch eigentlich zu schön um wahr zu sein.

Aber es ist real, ich stehe auf dem Mount Merapi in Indonesien und das Gefühl ist phantastisch!

Der Weg runter ging etwas schneller als hoch, konnten wir uns jetzt die ersten paar hundert Meter einfach schön im Vulkansand runterrutschen lassen.

Und die tolle Aussicht genießen.

Die Sonne schien, der Himmel war blau und in der Ferne sah man weitere Vulkane. Nach ca. 2,5 Stunden, Oberschenkeln aus Wackelpudding und 10 Stürzen auf dem Allerwertesten kamen wir erschöpft, aber glücklich wieder im Basislager an. Verspeisten den leckersten Bananapancake, stiegen ins Auto und wachten vorm Hotel in Yogya wieder auf. Wir haben Mount Merapi geschafft, yeah, und er uns auch!

An dem Tag war nicht mehr viel mit uns anzufangen, haben es gerade noch so geschafft Zugtickets für den nächsten Tag zu buchen. Der nächste Vulkan ruft: Gunung Bromo.

Und da wir nicht 14 Stunden im Bus sitzen wollten, entschieden wir uns für die Zugreise nach Surabaya. Dort versuchten wir krampfhaft eine Tour zum Bromo zu organisieren. Doch da wir fast die einzigen Touristen in dieser unspektakulären Stadt waren und alle Travel agencies aufgrund des Wochenendes geschlossen waren, ließ sich keine einzige Tour auftreiben Also entschieden wir uns notgedrungen, alles selbst in die Hand zu nehmen. Goldrichtige Entscheidung, wie sich später herausstellte.

Für uns ging es also nächsten Tag wieder per Zug weiter und wir fuhren nach Probolinggo. Der Bahnhof dort ist ca. 5 km vom Busbahnhof entfernt, sodass wir in der einen Bemo (Minibus) nehmen mussten um zum Busbahnhof zu kommen. Da wir uns vorher ausgiebig über die Anreise informiert hatten, wussten wir genau, dass hier die meisten Touristen in die Falle treten und aufs gründlichste Verarscht werden.
Wir wussten genau, was wir für die Fahrt bezahlen müssen und sogar welche Farbe der Bus haben muss - und trotzdem sind wir in die Falle getappt!
Man haben wir uns geärgert!
Hätten wir uns bloß auf unseren Instinkt gehört. Wir waren nicht alleine im Bus sondern mit einem jungen Paar. Sie hatte ihren Lonely Planet in der Hand und meinte mit voller Überzeugung, dass wir genau an der richtigen Stelle sind, wo wir aussteigen müssen um den Anschlussbus nach Cemero Lawang zu nehmen. Sehr zweifelnd sind wir dann mit ausgestiegen und tja, hätte ich mal auf mein Gefühl gehört. Wie die Deppen standen wir dann zu viert vor dem "offiziellen Touristenbüro" von wo aus ganz bald der Bus fahren sollte. Hmmm, sicher.
Nach 10 minütiger Ortung hatten wir endlich ein GPS Signal und die Bestätigung, dass wir einen Kilometer von der Busstation entfernt stehen. F u c k. Haben das dem Pärchen gesagt, dass wir zu Fuß weiter gehen und uns nicht weiter verarschen lassen. Die waren aber immer noch Naiv und wollten dort auf den Bus warten.... Naja, viel Erfolg haben wir denen gewünscht und sind dann alleine in der stickigen Mittagshitze aufgebrochen.

Am Busbahnhof angekommen wurden wir direkt von weiteren Touris angesprochen, die dringend Mitfahrer für ihren Bus brauchten. Die Busse fahren nämlich erst los, wenn genügend Mitfahrer vorhanden sind, oder die Passagiere, die da sind genügend Geld auf den Tisch legen. Es waren noch weitere Indonesier dort, die darauf drängten, dass wir als Touristen doch bitte mehr bezahlen können, damit es endlich los geht. Pah! Nicht mit uns.

Wir stellten uns alle quer und warteten geduldig. Gut, dass wir Backpacker einer Meinung waren. Nach ner Stunde war es dann auch endlich so weit, genügend Passagiere waren gefunden und für 35.000 Rupiah pro Person (2 Euro) ging die Fahrt endlich los. Und was glaub ihr, wer mit an Board war? Das junge Pärchen. Die hatten dann irgendwann wohl doch eingesehen, dass sie an der falschen Stelle ausgestiegen standen und sind uns hinterher gekommen :-).
14 Personen im Minibus. Plus Gepäck, da es stark nach Regen aussah und das Gepäck vom Dach in den Bus geladen wurde. Kuschelige Fahrt war das!

In Cermo Lawang angekommen blieb das junge Pärchen direkt im Homestay des Busfahrers kleben. Uns hauten die Zimmer aber gar nicht vom Hocker und so machten wir uns im strömenden Regen auf die Suche nach einer Unterkunft. Wir guckten uns ca. 10 Zimmer an und alles war irgendwie nicht toll. Entweder günstig und doof oder sehr teuer. Man merkt, dass Cemero Lawang ein Ort ist, wo die meisten Touristen wirklich nur für ein paar Stunden zum Übernachten sind. Keine Wohlfühlhotels zu finden. Wir landeten irgendwann im "Hostel" für 20 Euro in nem Minizimmer, Gemeinschaftsbad und ohne Heizung. Immerhin gab es warmes Wasser zum Duschen und free Wifi im Restaurant. Heizung? Indonesien? Ja! Cermoro Lawang liegt recht hoch und nachts wird es sehr kühl und feucht.

Hab in fast voller Montur geschlafen und musste dann morgens um drei fast nur noch in die Wanderstiefel schlüpfen und es konnte losgehen. Verschlafen stiefelten wir im Dunkeln zu einer der Aussichtsplattformen um von dort aus dem Sonnenaufgang über dem Bromo anzugucken.
Wir hatten eine ungefähre Wegbeschreibung bekommen und wussten, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Es ging bergauf und vereinzelt wurden wir von Geländewagen und Reitern überholt. In der Ferne sahen wir die Lichter der Jeeps, die die Touristenscharen für viel Geld zu der Hauptaussichtsplattform karrten Nach ca. 2 Stunden erreichten wir "unseren" Aussichtspunkt und waren sehr zufrieden. Außer uns war nur eine Handvoll weiterer Touristen vor Ort und die Aussicht war super toll. Vielleicht nicht so hoch, wie die Hauptaussichtsplattform, aber mit 200 Touristen weniger.

Die Aussicht war phantastisch, aber nachdem die Sonne dann ganz aufgegangen war machten wir uns auf dem Weg das Ganze noch von nahem zu erkunden.
Es ging runter in die Sand Sea (Meer aus Sand), dem riesigen Kratersee und zum rauchenden Vulkan Bromo. Wir freuten uns riesig, dass wir zu Fuß unterwegs waren. Denn erstens konnten wir so die Landschaft viiiiiel besser genießen. Zweitens, sparten wir uns die horrende Eintrittsgebühr für weiße Touristen da wir nicht durch den offiziellen Eingang mit dem Jeep kamen und drittens, waren die Touristenscharen schon auf dem Rückweg, als wir beim Bromo ankamen! Yeah. Alles richtig gemacht.

Der Bromo sieht zwar nicht so hoch aus, der Aufstieg war aber trotzdem nicht ganz easy. Es gibt Treppen, die direkt zum Kraterrand führen, aber auch mit 20 Euro Eintrittsgebühr pro Person (= ausländische Touristen), bekommen die Indonesier es nicht gebacken die Treppenstufen ab und zu vom Sand zu befreien. Und so läuft man eigentlich einen steilen Sandberg hoch....
Oben angekommen guckten wir in den dampfenden und brodelnden Krater und fragten uns, wie es wohl ist in so einen Vulkan reinzufallen. Es gibt immer mal wieder Touristen, die die Absperrung missachten und in den Krater abrutschen. Kein schöner Tod. Da die Schwefelwolke ständig die Richtung wechselte und das Atmen dort oben nicht gerade angenehm macht, machten wir uns schon bald an dem Abstieg.

Gegen 10 Uhr morgens waren wir dann wieder zurück in der Ortschaft und entschieden uns spontan direkt wieder runter nach Probolinggo zu fahren. Ein Minibus stand schon bereit und wartete auf Mitfahrer. Also in Rekordzeit Sachen gepackt, ausgecheckt und zum Bus. Die dortigen Touristen waren wohl nicht die typischen Backpacker und drängten darauf, dass wir alle mehr bezahlen um schnell loszukommen. Und woher kamen die? Aus Deutschland. Ich und der Freund sahen das aber nicht ein und hielten dagegen. Das Gejammer war groß, aber nach 30 min hatten wir dann doch 15 Personen zusammen und die lustige Fahrt konnte losgehen!

Vom Busbahnhof ging es dieses mal ohne Komplikationen zum Bahnhof. Uns wurde zwar von Mitarbeitern der Buscompanies versichert dass der letzte Zug nach Banyuwangy schon weg sei, aber davon ließen wir uns nicht beirren. Und siehe da, es gab noch einen Zug. Zwar gab es keine Touristenklasse und wir mussten 4 Stunden warten, aber immerhin waren wir nicht gezwungen für 12 Stunden im Bus zu sitzen.

Auch hier schien es, das wir uns mit der Zugreise für die ungewöhnliche Reisevariante entschieden hatten. Außer uns waren nur 4 weitere Touristen in dem Zug. Und wir alle wurden sehr neugierig beobachtet. Bzw. angestarrt ist hier das treffendere Wort. War sehr spannend für alle wie ich mein Buch aus dem Rucksack kramte und dann alle paar Minuten eine Seite umblätterte. Nach ein paar Stunden gab es dann noch ein besonderes Schmankerl: ich erhob mich und ging auf Toilette!

Dank des free Wifi im Bahnhofsgebäude hatten wir uns für die Nacht schon eine Unterkunft rausgesucht zu der wir dann die 2 km an der Hauptstraße entlang latschen mussten. Wir geben doch nicht 4 Euro für den Minibus aus! Pure Abzocke und der Fahrer war absolut nicht bereit zu verhandeln. Dann halt nicht!

Nach der anstrengenden Tour zum Bromo war uns ein bisschen nach relaxen und wir hatten uns ein Hotel mit Pool und gutem Frühstücksbuffet rausgesucht.
Und uns stand auch noch die nächste Strapaze bevor. Vulkan Nummer 3 auf Java. Gunung Ijen.
Der Ijen ist touristisch noch nicht so bekannt wie der Bromo und es war unmöglich detaillierte Infos zur Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu bekommen. Also entschieden wir der Bequemlichkeit wegen einen Fahrer übers Hotel zu buchen.

Und so ging es mal wieder Mitten in der Nacht, dieses mal um 1 Uhr morgens, los um vor dem Sonnenaufgang am Krater zu stehen. Oder besser gesagt im Krater! Nach einer anderthalbstündigen Fahrt die Berge hinauf setzte uns der Fahrer am Kassenhäuschen ab und wir bezahlten brav und zähneknirschend die 100.000 Rupiah pro Person (6,70 €).

Und stolperten dann zum dritten mal innerhalb von ein paar Tagen im Dunkeln einen Berg hinauf. Und fluchten, warum wir uns das verdammt noch mal schon wieder antun. Auf halber Höhe kamen wir an einem Camp vorbei, in dem die Träger ihr Basislager haben. Man hörte leises Schnarchen aus den Baracken.
Für uns ging es weiter steil bergauf und als wir nach ein paar Kilometern endlich am Kraterrand standen, war auch schon ein leichter heller Streifen am Horizont zu erkennen.

Das Warnschild mit der Aufschrift "Danger, Visitors prohibitet going down the crater" ließen wir wir links liegen, setzten unsere klinischen Atemmasken auf und folgten dem Schwefelgeruch hinunter in den Krater. Der Geruch war um einiges penetranter als beim Bromo und ich war froh über meine Maske.
Entgegen kamen uns Touristen mit richtigen Gasmasken und einige Indonesier, die sich nur ein Tuch um den Mund geschlagen hatten. Und 70 - 80 Kilo Schwefel auf ihren Schultern den Krater hinauf schleppten. In FlipFlops und Gummistiefeln.
Diese Männer verdienen meinen vollen Respekt und haben meiner Meinung nach den härtesten Job der Welt. Mehrmals am Tag gehen sie mit leeren Körben hinunter in den Krater, bauen Schwefel ab und schleppen das schwefelhaltige Gestein den Krater hinauf und den ganzen Berg wieder hinunter. Und verdienen ein paar Dollar pro Tour. Ohne Krankenversicherung und bezahlter Urlaubstage. Und wir Touris stiefeln hinab um uns das ganze Spektakel anzugucken und Fotos zu machen. Von den blauen Flammen, die ganz unten im Krater züngeln und heimlich von dem einen oder anderen Träger. Der Schokoriegel, dem ich dem einen geschenkt habe, trägt leider auch nicht zur Verbesserung der Bedingungen für diese Männer bei, hätte ich lieber eine Schildkröte aus Schwefelgestein kaufen und dem armen Kerl dafür 50.000 Rupiah in die Hand drücken sollen?
Für ihn viel Geld, für mich spielt es keine Rolle, ob ich diese im Portemonnaie habe oder nicht. Wie verhält man sich als Tourist richtig? Wie kann man helfen und mit welchen Aktionen schadet man eher? Warum verdienen diese Menschen so wenig (800 Rupiah pro Kilo, 15.000 Rupiah = 1 Euro) und müssen unter diesen unmenschlichen Bedingungen arbeiten? Das sind meine die-Welt-ist-so-ungerecht-Momente wo man sich als Tourist schäbig und schlecht fühlt.

Trotzdem setzten wir unseren Weg fort und machten Fotos von den blauen Flammen und versuchten die Schwefelfelder auszumachen, wo gerade abgebaut wurde.
Bis die Rache kam für unsere Neugier. Der Wind drehte sich plötzlich und eine riesige Schwefelwolke umhüllte uns. Ich dachte ich muss sterben. Wirklich. Es war nicht möglich zu atmen, kein Sauerstoff, nur Schwefel füllte die Lungen. Trotz der Atemmask und dem Tuch davor. Und in meiner Panik setzte mein Gehirn aus und ich riss mir die Maske vom Kopf, wohl in der Hoffnung, dass so Sauerstoff in meine Lungen kommt. War natürlich das dämlichste, was ich machen konnte, denn der Atemzug brachte mich nur noch mehr zum würgen und ich stolperte im Krater rum, halb Blind vor brennenden und tränenden Augen, den Freund längst aus dem Augen verloren und kauerte mich dann hinter einen Felsen, in der Hoffnung, dass dort die Luft ein bisschen besser ist und ich nicht Ohnmächtig werde.
Nach ein paar wenigen Minuten, aber einer gefühlten Ewigkeit zog die Wolke langsam aus dem Krater raus, der Freund und ich hatten uns gefunden und es war klar, dass wir so schnell wie möglich den Krater hinaufsteigen um an die frische Luft zu kommen. Noch mal wollten wir das nicht erleben. Und so erging es allen, unten an den Flammen stand plötzlich kein Mensch mehr. Doch, der Indonesier, der in Ruhe weiter seinen Schwefel abbaut und seine Lungen mit jedem Atemzug schädigt.

Wir wurden glücklicherweise von einer weiteren schlimmen Wolke verschont und als wir oben angekommen waren war es sogar schon hell. Wir blieben noch ein bisschen und erholten und von unserem Schock und genossen sie Landschaft und hofften auf eine rauchfreie Sicht in den Krater um den strahlend blauen Kratersee zu sehen, aber der Wind meinte es an dem Tag wirklich nicht gut mit uns. Egal, ich war nur froh, dass ich das da unten überstanden hatte und weiß jetzt, dass mein Gehirn bei Panik zu dämlichen Entscheidungen neigt.

Auf dem Weg hinab wurden wir von Trägern mit ihren 70 Kilo auf den Schultern überholt.

Zurück im Hotel gönnten wir uns ein ausgiebiges Frühstück, schliefen ein paar Stündchen (ein Hoch auf die 12 Uhr check outs) und packten unsere Sachen. Mit dem Ijen Vulkan hatten wir den letzten Punkt auf unserer Java-Liste abgehakt und es war Zeit für die Weiterreise. Auf zur Fähre, die Nachbarinsel ruft!


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Kommentare: 5
  • #1

    Hamstermann (Dienstag, 30 Dezember 2014 06:22)

    Wie immer ein schöner und ausführlicher Bericht für den ich dir danke. Für die Zukunft aber bitte merken: wenn mir Menschen mit GASMASKEN (!!!) entgegenkommen und ich habe nur eine Papiermaske für den Mund,dann sehe ich zu daß ich sofort Land gewinne. Und zwar in die Richtung wo man keine Gasmaske braucht. Mann... Dein Hirn hat nicht den Fehler gemacht dich die Maske vom Mund reissen zu lassen. Der Fehler passierte schon vorher als ihr weitergegangen seid..

  • #2

    Hamstermann (Dienstag, 30 Dezember 2014 06:35)

    Entweder dieses Apfelgerät ist zu blöd oder der Benutzer. Warum wird denn der Rest meines Kommentares jetzt nicht angezeigt?? Zensur?

  • #3

    Hamstermann (Freitag, 02 Januar 2015 10:52)

    Jen.. dein Blog frisst Kommmentartext. Ich hab euch noch guten Rutsch gewünscht, alles Gute für die Weiterreise und so. Alles weg. Seltsam.

  • #4

    derhimmelistblau (Freitag, 09 Januar 2015 11:27)

    Keine Ahnung, was hier los ist. Ich bekomme immer eine Email mit den Kommentaren und konnte den ganzen Text lesen! Jimdo hat einige Sachen umgestellt, vielleicht n Bug? Auf jeden Fall keine Zensur.
    Und ja, es war ein bisschen dumm da in den Krater zu gehen. Hätte aber wirklich nicht gedacht, dass es so heftig werden kann.... aber bereuen tu ich es trotzdem nicht. Habs ja überlebt. Ohne Folgeschäden hoffentlich!

  • #5

    derhimmelistblau (Freitag, 09 Januar 2015 11:28)

    Hoffe du bist gut reingerutscht und hattest nen phantastischen Start ins Jahr 2015!