12 days Trekking ABC Nepal - Logbuch

Reisen ist viel mehr für mich als meine Bucket Liste abzuhaken. Trotzdem gibt es sie noch immer. Diese Liste im Kopf von Orten, wo ich unbedingt mal hin will. Und umso mehr länger ich reise, umso länger wird diese Liste. Kein Scherz.

Wie ich schon mal erwähnte, muss ich nur ein Foto von einem phantastischen Ort sehen oder eine Bericht über was lesen und schon ist das Reisefieber geweckt. So auch mit meinem Trek in Nepal. Vor einigen Monaten hatte ich einen Blogpost über zwei Mädels gelesen die zum Annapurna Base Camp getreckt sind. Zack, das wollt ich auch machen.

Und ta da, hier bin ich, in Nepal, zur Zeit in dem wunderschönen Städtchen Pokhara, zurück von meinem 12-tätigen Trekkingabenteuer.

Tag 1 - 19.05.2015


7:30 Uhr Abfahrt von Pokhara nach Nayapul (1070 m) im Minibus, ca. 1,5 Stunden. Start des Treks. 7 km. Heiß! Ankunft am frühen Nachmittag in Tikhedhunga (1500 m). Einzelzimmer. Neuer Rucksack drückt. Wanderstöcke und Wanderschuhe sind noch nicht zum Einsatz gekommen. Farmer beim pflügen des Feldes mit seinen Ochsen zugeschaut. German Bakery geschlossen. Abendessen: mixed Pizza. Abendunterhaltung: Game of Thrones geguckt, wie gut, dass Klasus mit dabei ist.

Tag 2 - 20.05.2015


7.30 Uhr Abmarsch von Tikhedunga (1500 m). Es geht hoch. Hoch, hoch, hoch. Stufen, Stufen, Stufen. Angeblich 3500. Da hat sich jemand verzählt, sind viel mehr. Heiß. Nach dem Lunch in Langge Thani zieht es sich langsam zu. Letzte halbe Stunde bis Ghorepani (2870 m ) laufen wir im Regen. 12 km insgesamt. Aus Regen wurde später noch Hagel. Wanderstöcke heute im Einsatz. German Bakery geschlossen. Einzelzimmer mit richtiger Bettdecke. Abendessen: fettige Spaghetti. Strom nur für 30 min zur Verfügung, reichte nicht um Klasus aufzuladen. Abendunterhaltung: Roman "Treasure Island" von Robert Louis Stevenson (der aufmerksame Leser dieses Blogs denkt sich jetzt 'ahhhh, war sie nicht grad?!' - Ja, war ich...;p)

Tag 3 - 21.05.2015


Weckservice von Hari um 4 Uhr. Kein Regen mehr. Angezogen und im Dunkeln ca. 45 min hoch zum Poon Hill (3200 m). Sonnenaufgang über Annapurna Ranges angeguckt. Mad Dog zugeguckt. Wieder runter nach Ghorepani. German Bakery immer noch geschlossen. Kein Franzbrötchen. Aber lecker Frühstück in der Lodge. Und endlich Kaffee. Weiter gehts. Rhododrendron Forest und Schlucht. Languren gesichtet. Ankunft Tadapani (2630 m) gegen 14 Uhr wieder im Regen. KM insgesamt ?. Gewitter. Umsonst Handy und Laptop aufgeladen. Abendunterhaltung: Game of Thrones.

Tag 4 - 22.05.2015


Late Start, Frühstück um 8 Uhr. Nur ca. 3 Stunden bis Ghandurk (1940 m). Wurde von drei herrenlosen Mulies überholt, die dann schnurstracks aufs Volleyball-Feld liefen. Blutegel bei Ankunft an den Beinen. Yuck. Viel Zeit am Nachmittag, Motten fotografiert und Dorfspaziergang. Kinder fragten mich nach Schokolade, Geld und Kopfschmerztabletten. Chinesische Trekker schliefen in der selben Lodge wie wir, erste mal nicht die einzigen Gäste.

Tag 5 - 23.05.2015


Aufbruch 8 Uhr von Ghandruk. Letztes Dorf bevor es in der Annapurna Conservation Area geht.  Ständiges auf und ab, viele Stufen. Als wir Chomrong (2170 m) erreichten fing es fürchterlich an zu Regnen und Hageln. Ins Bett gekuschelt (Doppelbett), Game of Thrones geguckt und weggedöst. Abendessen und danach mehr Game of Thrones. :-D

Tag 6 - 24.05.2015


Aufbruch 7:30 Uhr, Strecke ging es fürchterlich steil hoch, dann runter um über den Fluß zu kommen und dann wieder hoch, hoch, hoch. Und es war heiß, heiß, heiß. Ankunft in Bamboo (2310 m) gegen 11 Uhr, entschieden uns nur zu Mittag zu Essen (Daal Bhat) und weiter zu wandern bis Dobhan (2600 m). Kurz vor Ankunft Regen und Hagel. Ab sofort gibt es nur noch vegetarisch, verboten in der Region Fleisch zu konsumieren. Pack- und Landwirtschaftstiere sind ebenfalls im Annapurna Conservation Area nicht erlaubt. Alles muss per Träger zu den Lodges gebracht werden.

Tag 7 - 25.06.2015


Aufbruch 7:30 Uhr. Sanfte Steigung. Mussten wilden Gletscherfluss überqueren, Landbrücke eingestürzt. Schuhe aus und durch. Erreichten Deurali (3230 m) gegen Mittag. Entschieden zu bleiben, wunderschöne Landschaft. Zwei weitere Trekker in der Lodge.

Tag 8 - 26.05.2015


Base Camp day! Aufbruch gegen 7:30 Uhr zum Machapuchare Base Camp (3700 m). Leichter Anstieg. Wunderschöne Kulisse. Von dort aus letzten Kilometer bis zum Annapurna Base Camp. Anstrengend. Dünne Luft, jeder Schritt kostet Kraft. Teilweise Schneefelder zu Überqueren. Bestes Wetter. Fischtail und Annapurna Süd deutlich sichtbar. Ankunft Lodge und Annapurna Base Camp (4130 m) geben Mittag. Hurray. Ziel geschafft. Will vor Freude durch die Gegen hüpfen, aber nach wenigen Metern zu erschöpft. Gegen Nachmittag übler Kopschmerz, AMS (acute Mountain sickness). Trotz Unmengen von Ingwer Tee fühl ich mich dehydriert. Egal, raus da. Fotosession, sieht alles aus wie gemalt. Berge immer noch so weit weg und verdammt hoch. Später Nachmittag zieht alles zu, Nebel und bisschen Regen. Sehr unruhiger Schlaf. Gegen 1 Uhr nachts raus zum Pipi (zu viel Ginger Tea) und völlig geflasht vom Sternenhimmel. Magisch Schön!

Tag 9 - 27.05.2015


Der frühe Vogel sieht den Sonnenaufgang. Gegen 5 Uhr aufgestanden. Wolkenklar. Schöne Sonnenaufgangskulisse. Sehr kalt, Frühstück und dann los, Abstieg. Gleiche Strecke runter, da kein Rundweg. Abenteuerliche Gletscherflussüberquerung fällt aus, da jemand eine Brücke gebaut hat. Bis nach Sinuar auf 2100 m. Zurück in der Zivilisation mit kleinen Dörfern. Anstrengenster Tag. 8 Stunden unterwegs inklusive Lunch und 2000 m runter. Zwei wundegelaufene Stellen am Fuß. Schöne Lodge. Regen am Abend. Neuer Trekkinggefährte. Doggy schläft auf der Fußmatte vor meiner Tür und bewacht mich.

Tag 10 - 28.05.2015


Start 7:30 Uhr. Hundi kommt mit. Kurzer Trekkingtag. 3 Stunden. Bergrunter, dann steil hoch und noch mal steil bergab. Hitze. Stufen. Frühe Ankunft in Jihnu auf 1780 m. Anna und Red gehen zu den Hotsprings. Ich verzichte und will Internet nutzen. Leider Stromausfall bis zum Abend. Buch lesen angesagt. Zum Abendessen gibt es wieder mal Pizza. Mit Hühnchen, wir sind wieder in der Fleischzone. Und danach die allerletzte Folge Game of Thrones (Vierte Staffel). Nein! Ich brauche Nachschub. Wer hat die 5. Staffel?

Tag 11 - 29.05.2015


Vorletzter Wandertag. Abmarsch um 7:30 Uhr. Hundi entscheidet sich uns nur 10 min zu begleiten und verschwindet ohne Lebewohl. Blutegel an den Füßen und blutiger Schuh. Sehr idylischer Wanderweg durch Wald und Schluchten und hinauf zu kleinen Dörfern und dann an der "Straße" entlang bis nach Pothana (1890 m). Starker Regen gegen Abend. Letzte Nacht und kein Game of Thrones mehr :-( dafür gönne ich mir mal wieder ein Bier. Und Arne.

Tag 12 - 30.05.2015


Aufbruch um 7:30 Uhr. Zweieinhalb Stunden bis zur Abholung in Phedi (1130 m). Steintreppen runter, runter, runter. Kein Bock mehr auf Stufen!


Resümee
Die längsten Treks meiner bisherigen Erwanderungenschaften beschränkten sich auf 3 Tage/ 2 Nächte. 12 Tage klang da wie eine echte Herausforderung und ich muss gestehen, dass ich anfänglich schon bammel hatte. Kann ich 12 Tage lang wandern? Halten das meine Füße aus? Komme ich mit der Höhe zurecht? Bin ich überhaupt fit genug? Seit dem Tongariro Circuit Trek Mitte April hatte ich mich auch so gar nicht mehr sportlich betätigt und war entsprechend kritisch.

Aber wie sich herausstellte, habe ich mir mal wieder größere Sorgen gemacht, als nötig. Man muss nicht nur aus Sehnen und Muskeln bestehen und Kondition wie ein Profisportler haben wenn man zum Annapurna Base Camp trekken will. Eine solide Grundkondition ist völlig ausreichend.

Der Trail ist anstrenged, es gibt wahnsinnig viele Stufen, ständig gehts treppauf oder treppab. Und jetzt, Ende Mai, kurz vor der Monsoonzeit ist es sehr heiß, was das ganze teilweise noch anstrengender macht, aber es ist schaffbar. Für Jedermann!


Hatte mich an den ersten Tagen gefragt, wann denn der Muskelkater kommt, aber der blieb erstaunlicherweise aus. Mit jedem weiteren Tag merkte ich, dass ich fitter wurde und die 20.000 Stufen hatten glaub ich einen ganz guten Effekt auf Beine und Po ;). Mit der Höhe hatte ich am ABC zu kämpfen, aber das ist normal und nach einer Aklimatisierungsnacht waren meine Kopfschmerzen verschwunden.

Während der ganzen Tour  war ich sehr froh, dass ich nicht alleine unterwegs war. Nicht, dass ich um meine Sicherheit besorgt wäre, sondern ohne Begleitung in Form von Nicht-Tourguide oder Porter wäre es sehr einsam geworden. Durch das Erdbeeben haben massenweise Touristen ihre geplante Reise storniert und das war auf dem Trek deutlich spürbar. Meistens hatten wir das Guesthouse für uns ganz alleine und ich musste niemals mein Zimmer mit jemanden teilen. Wie ich erfuhr ein wahrer Luxus, in der Hochsaison brechen über 100 Wanderer jeden Tag zum ABC auf und teilweise müssen die Leute auf Matrazen in der Dining Hall schlafen, weil nicht genügend Kapazitäten vorhanden sind.

Kaum vorstellbar, ich habe während der 12 Tage insgesamt nicht mehr als 30 andere Hiker gesichtet. Haupteinnahmequelle Tourist, zack weg. Und hieran sind meiner Meinung nach die Medien Schuld. Sie dokumentieren nur die krassen Sachen. Tausende Tote, alles zerstört, Leid, Kranke - da will man lieber nicht hin. Hat mich ja auch fast davon abgehalten hier her zu kommen. Versteht mich nicht falsch, genau das Aufgezählte ist passiert und es ist furchtbar, aber man sollte nicht die restlichen Menschen ebenfalls ins Unglück stürzen. Das Erdbeeben war zwar in der Annapurna Region deutlich zu spüren, aber es ist nichts passiert. Keine eingestürzten Häuser. Auch in Kathmandu ist die lange nicht so dramatisch, wie es den Eindruck erweckte. 

Heute zum Beispiel war ich in einem gemütlichen Cafe, in einer wunderschönen kleinen Fußgängergasse, mit dem besten Kaffee der Stadt, hab an diesem Blogartikel geschrieben, bin danach zu einer mega tollen Vinyasa Flow Yoga-Stunde gegangen und auf dem Rückweg zufrieden durch die engen Wuselgassen spaziert.  
 
Klasus wollte ich eigentlich im Hotel in Pokhara lassen, aber Hari, unser Guide, meinte ich solle ihn bloß nicht dort lassen. Von seinem Misstrauen dem Hotel gegenüber war ich sehr überrascht, hab dann aber klein beigegeben und das zusätzliche Kilo in meinen Rucksack geladen. Danke Hari!
Kann mich zwar generell gut alleine beschäftigen, aber so ganz ohne Beschäftigungsmöglichkeit ist die Alleinunterhaltung etwas eingeschränkt.
Und Tee trinken, Essen, auf die Berge starren uns über das Leben philosophieren kann ich nicht stundenlang. War also sehr froh, dass ich mir die Nachmittags- und Abendstunden mit ein, zwei oder drei Game of Thrones-Folgen, je nachdem wie lange der Akku hielt, versüßen konnte. Also solltest du jemals für so viele Tage Trekken gehen, pack dir eine Beschäftigungsmöglichkeit ein.

Essenstechnisch hat man zwei Möglichkeiten, wenn man den ABC läuft:
1.    Man bringt sich Kocher und Nahrung selbst mit = maga Geschleppe, zumindest für den Porter, wenn man denn einen hat
2.    Man wählt 12 Tage lang Frühstück und Gerichte zum Lunch und zum Abendessen aus der immer gleichen (selben? ich werde es nie lernen...) Speisekarte. Irgendein schlauer Mensch aus der Annapurna Trekkinglodges Association hat entschieden, dass JEDES Guesthouse die selben (gleichen?) Gerichte anbieten muss. Es kann also etwas eintönig werden, lecker war es aber nichtsdestotrotz immer.

Und wie war die Wanderstrecke? Schön! Definitiv. Viele kleine Dörfchen, Felder, Wälder, Schluchten, Flüsse, Wasserfälle, spektakulär hohe und wunderschöne schneebedeckte Berge im Norden und zum Basecamp hochzulaufen war phantastisch. Aber 12 Tage wären nicht notwendig gewesen. Man könnte auch direkt von Nayapul nach Ghandruk hoch laufen und somit das Ganze um 3 Nächte verkürzen.

Und wie sind die Nepalesen? Tolle Menschen, eindeutig! Mehr muss ich nicht hinzufügen.


Und,wer hat Bock bekommen mich nächstes Jahr zum Mt. Everest Base Camp (5364 m) zu begleiten? Oder ist irgendjemand da draußen, der auch total aufs Wandern steht und man mal gemeinsame mehrtägige Touren in der Heimat planen könnte? 


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Kommentare: 3
  • #1

    Hamstermann (Montag, 08 Juni 2015 14:53)

    Liebe Jen,
    es freut mich zu lesen daß du deiner Nase gefolgt bist und es sich als richtig herausgestellt hat. Ich hätte mich gegen Nepal entschieden, aber das liegt auch daran daß ich lieber 12 Tage mit einem kühlen Drink in der Hand auf einer Hängematte in/auf Samoa die Sonnenuntergänge beobachtet hätte als mich zu Fuß durch bergiges Gelände zu quälen. Aber ich wäre da ja auch nicht schon über ein Jahr lang durch die Welt getingelt. ;-) Nun bist du also dort und hast sogar einer Hilfsmittelverteilung beiwohnen dürfen und das klingt irgendwie auch aufregend. Nur daß ich unnötiger Aufregung ja eher aus dem Weg gehe als sie derartig herauszufordern wie du es tust. ;-)
    Wir haben also beide richtig gehandelt. Bzw. hätten - da ich ja nicht vor der Wahl stand.
    Das mit dem Selben und dem Gleichen ist eigentlich ganz einfach:
    In jedem Lodge gibt es Tomatensuppe nach dem gleichen - oder in diesem Fall durchaus auch möglich - selben Rezept. Wenn dann alle Trekkies abends in den verschiedenen Lodges Tomatensuppe essen, essen alle die gleiche Tomatensuppe. Nur ihr in eurem Lodge, ihr esst alle die selbe.
    Oder:
    Zwei Frauen können nicht zur selben Zeit dasselbe Kleid tragen, wohl aber das gleiche. Der-, die-, dasselbe besagt, dass etwas identisch ist. Der, die, das Gleiche besagt, dass sich zwei unterschiedliche Dinge aufs Haar gleichen. Dasselbe gibt's also immer nur einmal, während das Gleiche gewissermaßen ein Duplikat, ein Klon ist.
    Hope this helps.
    Bald bist du wieder da. Diese Woche. Mittwoch. Übermorgen. Krass. :-D

  • #2

    Dieter (Montag, 08 Juni 2015)

    Moin Jen,
    die Trekkingtour klingt spannend und sie war bestimmt auch mit sehr vielen bleibenden Eindrückem versehen. Wir ziehen aber unsere Wanderwege vor, wie z.B den Ahr- oder Moselsteig. Da hat man die Möglichkeit,Ende September, den Wein am Tage in fester Form und abends in flüssiger Form zu geniesen. Ich habe Deine Reiseberichte sehr, sehr gerne gelesen und finde es unheimlich mutig von Dir so etwas zu machen. Toll!!
    LG
    Dieter

  • #3

    Dieter (Montag, 08 Juni 2015 15:58)

    Sorry, und nicht zu vergessen die unglaublich tollen Fotos die Du gemacht hast und Online gestellt hast. Vielen Dank dafür.
    Wieviele Bilder sind es denn insgesamt geworden?
    Gruß
    Dieter