On the Road again - Teil 1

Manchmal muss man spontan sein und Gelegenheiten beim Schopf packen.

Und so kam es, dass ich einen spottbilligen Trip in die USA buchte. Newsletter Abonnements lohnen also doch. Manchmal. Wie in diesem Fall.

Auf dem Programm stand eine Gruppenreise. Eigentlich bin ich ja absoluter Verfechter des Individualtourismus. In 18 Tagen von Chicago bis nach San Francisco? Laut google maps sind das 2570 Meilen! Sieht man da überhaupt was, oder sitzt man nur im Reisebus? Generell reise ich ja lieber in einem etwas gemächlicherem Tempo... Aber der Preis war einfach so unschlagbar gut, also was soll's, wenn es scheiße wird, dann wüsste ich wenigstens, dass ich zukünftig von solchen organisierten Reise die Finger lasse.

Hamburg war als Abflughafen leider nicht möglich, deshalb legte ich einen Tag vor Reiseantritt noch einen Zwischenstopp in Frankfurt ein. War ich bisher noch nicht, also eine gute Gelegenheit der Finanzstadt einen kurzen Besuch abzustatten.

Die Bahnfahrt ging super schnell und war sehr komfortabel, trotz umsteigen hat alles super geklappt. Weiß gar nicht, warum immer alle auf die DB schimpfen. Die Meckerer sollte man mal in einen vietnamesischen Zug stecken... Am heimatlichen Bahnhof traf ich übrigens auf einen meiner treuesten Blogleser, welch lustiger Zufall.

Zu Frankfurt kann ich nicht so viel positives berichten, denn wirklich schön fand ich es nicht. Der netteste Teil war, dass ich mit einer Neuseeländerin durch die Stadt gelatscht bin. Sie ist mit einem Work & Travel Visum in Deutschland und war auf der Durchreise zu ihrem zukünftigen Arbeitgeber.

Nächsten Tag ging es dann zum Flughafen. Gepäck abgeben (inklusive fettem Schlafsack 13 kg, ich bessere mich), Sicherheitskontrolle und rein in Flieger. Das übliche halt, das ich mittlerweile wie ein Pro durchlaufe. Wäre vielleicht bei Gelegenheit mal einen Blogartikel wert: Fliegen wie ein Profi ;-).

Einige Stunden, Filme und Episoden von "Girls" später landete ich in Detroit. Dort musste ich offiziell in die USA einreisen, mein ESTA hatte ich natürlich vorher beantragt, was aber nicht heißt, dass man tatsächlich ins Land gelassen wird. Der nette Herr der Einreisebehörde (er war wirklich sehr nett, das ist nicht ironisch gemeint) hat mir sehr viele Fragen gestellt und ich hatte das Gefühl, dass er mich am liebsten wieder nach Hause geschickt hätte. Nach ca. 5 min Gespräch kam dann aber zum Glück der erlösende Stempel in den Reisepass und ich konnte meinen Rucksack einsammeln, der schon einsam seine Bahnen drehte - um ihn dann 100 m weiter auf anderes Gepäckband zu schmeißen. Dann hieß es warten am Flughafen. Auf der Damentoilette machte ich das erste mal auf dieser Reise Bekanntschaft mit der überschwänglichen Art der Amis. Eine Frau bewunderte meinen Schal "your scarf looks absolutly amazing". Aha, danke. Vielleicht wollte sie auch nur was Nettes sagen, da ich nach dem 9-stündigen Flug wahrscheinlich nicht mehr ganz so "amazing" aussah.

Die Maschine nach Chicago war relativ klein, gott-sei-dank kein Propeller Flugzeug und der Flug war mit unter einer Stunde sehr kurz. Hab es noch nicht mal geschafft alle drei Sudokus im Boardmagazin zu beenden.

Dank der Zeitverschiebung wischen D und US war es erst später Nachmittag und ich konnte den Weg zu meinem Hostel im Hellen zurücklegen. Zug, Bus, latschen, da. Juhu. Einchecken, natürlich wieder das obere Bett im Dorm abbekommen. Grrrr. Egal, los und Abendessen besorgen.


Und das stellte ich als peinliche Angelegenheit raus. Rein in Falafel laden. Süßer Typ steht am Tresen. Spricht mich an. Und ich verstehe kein Wort, von dem, was er zu mir sagt. Mein Gehirn konnte noch nicht mal ausmachen, in welcher Sprache er zu mir spricht. Ich guckte ihn wohl an wie ein Auto und stammelte nur "sorry?!" Und er wiederholte seinen Satz "howerkl jlkjpoesnbct mgjewrjgk?" Gott war mir das unangenehm, dachte eigentlich, dass ich der englischen Sprache mächtig wäre, aber der Typ hat so schnell seine Standardsätze runter gespult, dass ich nicht mehr mitkam. Nach weiteren Verständigungsproblemen hab ich dann aber doch meinen gewünschten Falafel bekommen, take away, aus dem Laden wollte ich so schnell wie möglich verschwinden.

Der Falafel wurde also im Hostel vertilgt und nach einem Plausch mit meiner Mitbewohnerin ging es dann um 23 Uhr endlich ins Bettchen - um dann 6 Stunden später völlig ausgeschlafen wieder aufzuwachen. Yuck Jetlag. Glücklicherweise funktionierte das Wifi im Zimmer und ich vertrieb mir die Zeit mit Quizduell spielen und Nachrichten schreiben. Irgendwann war aber auch das öde und ich beschloss die frühe Stunde zu nutzen und einen Morgenlauf einzulegen. Im Dunkeln wühlte ich meine Sportklamotten raus (Hostel Etiquette), zog mich an und ging raus. Und war überrascht, dass es immer noch stockdunkel war. Zu dem Zeitpunkt war mir noch nicht bewusst, dass ich die Zeitumstellung von Detroit auf Chicago verpennt hatte und es in Wirklichkeit noch eine Stunde früher war... Vorher hatte ich schon gesehen, dass wenn ich vom Hostel aus nach links laufe, nach ca. einem Kilometer ein Park und dann bald der Lake Michigan kommen müsste. Also lief ich einfach mal in die Richtung.

Bisschen aufgedreht joggte ich durch den menschenleeren Park, es war angenehm warm und ich hörte Muse. Am Lake Michigan angekommen war endlich ein heller Streifen am Horizont zu sehen. Und in der Ferne die Lichter der Wolkenkratzer. Ich lief direkt am Strand entlang, vor mir Downtown Chicaco, neben mir die langsam über dem Wasser aufgehende Sonne und in mir absolute Euphorie. Es war einer dieser magischen Augenblicke, in dem man das Leben Küssen und die ganze Welt umarmen möchte.

Auf dem Rückweg durch den wunderschönen Lincoln Park begegneten mir noch einige Eichhörnchen, Hasen und bunte Vögel. Meine Endorphin Ausschüttung war außer Kontrolle. Ich hatte mich Halsüberkopf in eine Stadt verliebt.

Nach einer erfrischenden Dusche und einem hervorragendem kostenlosen Hostelfrühstück machte ich mich wieder auf den Weg, diese geile Stadt, die mein Herz im Sturm erobert hatte, zu erkunden.

Nachdem ich einen Tag zuvor durch Frankfurt marschierte und dachte: aha, ja, nett bzw. nicht so sehenswert, war Chicago der krasse Gegensatz. Der Fußmarsch ins Stadtzentrum dauerte ewig, aber ich konnte mich an den schönen Gebäuden nicht satt sehen. Und in jedem Park auf dem Weg blieb ich stehen und ließ mich von den Eichhörnchen bespaßen.
Im Stadtzentrum selbst haute mich Kontrast der "alten" und neuen Hochhäuser von den Socken, die sich alle an den Chicago River schmiegen, welcher sich wiederum hervorragend zum flanieren eignet.

Ach ja, das war ein wunderbarer himmelblauer Tag der mit einem kurzen aber heftigen Gewittersturm in den Abend überging.

 

Zurück im Hostel traf ich mich mit Alina aus Hamburg, die die gleichen Flüge einen Tag später hatte und im selben Hostel untergekommen war wie ich (danke Hamsterman, ich habs geschnallt ;) ). Lustigerweise hatten wir uns über ein Frauenreiseforum bei Facebook kennengelernt und herausgefunden, dass wir die gleiche Reise gebucht hatten.

Theoretisch hätte ich noch mal einen Falafel essen können, aber wir haben uns dann doch ein anderes Restaurant für unser Abendessen gesucht.

 

Nächsten Tag hieß es schon wieder Sachen packen und wir brachten unser Gepäck ins Gruppentreffhotel, bevor wir uns wieder auf dem Weg machten Chicago zu erkunden.

 

Gegen Abend fand ein Briefing mit den meisten Gruppenteilnehmern und unseren Guides statt. Ein sehr ernüchterndes Treffen, in dem sich herausstellte, dass fast alle Teilnehmer aus Deutschland waren, weiblich und jünger als ich.

 

Fortsetzung folgt...

 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 3
  • #1

    Kubi (Dienstag, 03 November 2015 11:58)

    Wie immer, ein sehr geiler Bericht :-)
    Bei der Brücke im letzten Bild (mit dem Schulbus) musste ich irgendwie sofort an "Twelve Monkeys" denken...
    ...gespannt, was noch so kommt von eurer Girls-Group :-P

  • #2

    Dieter (Sonntag, 15 November 2015 18:13)

    Toller Reisebericht,wann kommt die Fortsetzung? Ich weiß ich bin ein ungeduldiger Blogleser......

  • #3

    C.R.S. (Dienstag, 29 Dezember 2015 16:17)

    :) ... Top ... Genieße es
    Mit freundlichen Grüßen