Sri Lanka - schönes leuchtendes Land


Das behaupte nicht ich, das bedeutet der Name angeblich. Den etwas älteren Herrschaften vielleicht auch noch unter dem Namen Ceylon bekannt, wie es bis 1972 offiziell hieß.

Bis vor kurzem noch hatte ich in Österreich einen Job, der mir Spaß gemacht hat, faire Arbeitsbedingungen, liebe Kollegen und eine enge Bindung zu einem wunderbaren Menschen. Doch wie schon so oft in meinem Leben kam irgendwann der Drang nach Freiheit und Reisen. Dieser Drang ist so stark, dass er alle Vernunft bei Seite schiebt und auch vor Beziehungen leider keinen Halt macht. Ende November 2017 kam der Tag, an dem ich meinen Rucksack schulterte, das kleine Dörfchen in Österreich -verließ und (schon wieder) einen Lebensabschnitt beendete.

Nach einer zweiwöchigen Reise nach Salzburg, Wien, Venedig, Zagreb und Bosnien ging es im Dezember in die Heimat. Dort verbrachte ich die Tage zwischen den Jahren mit der Familie und Freunden, was auch dringend mal wieder nötig war und Balsam für die Seele ist.

Nach einem Monat auf Heimatbesuch, ging es am 09.01. mit Etihad von Frankfurt nach Abu Dhabi und von dort dann direkt weiter in einer Sri Lankan Airline Maschine, die nach Pipi roch, nach Colombo, der Hauptstadt des Inselstaates. Übrigens ist Sri Lanka ungefähr so groß wie Bayern. Das wars aber auch schon mit der Ähnlichkeit.

Um 5 Uhr morgens Ortszeit landete der Pipiflieger. Ayubovan Sri Lanka. Ich bekam meinen Visumstempel (das Visum kann bequem von zu Hause aus übers www für 30 $ beantragt werden) und durfte nun offiziell 30 Tage hier verbringen. Mein Rück- bzw. Weiterflugticket, welches ich zu Hause aus Angst nicht in den Flieger steigen zu dürfen, noch kurz vorher gebucht hatte, wollte niemand sehen. Grrr. Leider weiß man das ja nie im Voraus, ob es geprüft wird oder nicht.

Da mich leider selten jemand am Flughafen erwartet und hier schon gar nicht, schlenderte ich langsam zur Gepäckabholung, machte mich auf Toilette etwas frisch und entledigte mich meiner warmen Kleidung. Ich versorgte mich mit Bargeld und besorgte mir dann direkt noch eine SIM-Karte, um mobiles Internet nutzen zu können. Ich vertraue dem kostenlosen Internet in Unterkünften einfach nicht (mehr).

Die Taxifahrer waren eher dezent und erstaunlich leicht abzuwimmeln und ich fand sofort den Bus, der zum Zentralen Busbahnhof fuhr. Es wurde erst langsam hell und ich hatte noch viel Zeit bis zum offiziellen check in meines Hostels. Die Busfahrt ins Zentrum dauerte ca. eine Stunde und kostete noch nicht mal einen Euro. Vom Busfenster aus durfte ich den ersten Sonnenaufgang und die ersten Palmen bestaunen, Vorfreude auf meine Sri Lanka Zeit.

Am Busbahnhof in Colombo angekommen begrüßte mich dann sofort gefühltes Chaos, aber dank des mobilen Internets, navigierte ich mich erfolgreich zu Fuß (es gab Bürgersteige !!!) zu meinem Hostel.
Nicht aber ohne vorher noch einen kleinen Zwischenstopp beim kleinen Straßenrestaurant zu machen und die angebotenen Samosas und Co. zu probieren. Immerhin war es Frühstückszeit. Und alles vegetarisch!

Im Hostel angekommen, durfte ich für eine Extragebühr (war mir dann auch egal) auch direkt um 8 Uhr morgens meine Kapsel beziehen. Während die ersten Hostelgäste gerade aufstanden und aus ihrer Kapsel gekrochen kamen, war ich froh in in das Ding rein krabbeln zu können, das Rollo runter zuziehen und eine Runde zu pennen. Im Flugzeug hatte ich keine Sekunde geschlafen und war entsprechend platt.

Irgendwann wachte ich auf, weil trotz Ohrenstöpsel sehr laute Stimmen zu mir vordrangen. An der Tür stand zwar groß geschrieben "bitte leise sein", aber für die Angestellten vom Housekeeping schien dies nicht zu gelten. Also Zeit zum Aufstehen. Ich zog mein Rollo hoch und in Null Komma nichts war es totenstill im Raum. Wahrscheinlich habe ich unbewusst mit meinem bösen Blick alle zum Schweigen gebracht. Ups.

Nach einer erfrischenden Dusche war es an der Zeit den Rest des Tages (es war immer noch früher Nachmittag) ein bisschen durch die Straßen Colombos zu streifen. Wirklich interessantes habe ich dabei leider nicht entdeckt. War ich aber auch nicht so scharf drauf. Mir war nur die Nahrungsaufnahme wichtig und ein bisschen die Beine zu vertreten.

Nächsten Morgen ging es schon weiter. Zusammen mit einem Finnen, der ständig heimlich auf der Dachterrasse Joints rauchte, ging es zum Bahnhof und wir kauften uns Tickets für den Zug, der an der Küste entlang Richtung Süden fährt. Wir reisten 3. Klasse, was überhaupt kein Problem gewesen wäre, denn wir hatten Sitzplätze und genug frische Luft gab es aufgrund der offenen Fenster auch. Leider hatte ein verrückter Typ es auf mich abgesehen, er stand dicht neben mir und redete ununterbrochen solange der Zug fuhr und schaute mich dabei an. Sobald der Zug an einer Station hielt, verstummte der Typ. Natürlich verstand ich kein Wort von dem, was er da vor sich hinbrabbelte. Irgendwann wurden die anderen Fahrgäste auf die Situation aufmerksam und ein Mann hat mit dem Verrückten gesprochen. Hat erst mal keine Verbesserung gebracht, aber nach weiteren 15 min ist der Verrückte dann ausgestiegen und wir haben alle gejubelt. Ich ganz besonders, der war nämlich sehr unheimlich.
Der Finne ist in Hikkaduwa ausgestiegen und ich bin weiter nach Galle gefahren. Die Altstadt von Galle liegt in einem riesigen Fort, welches von den Portugiesen angelegt wurde und von den Holländern erweitert wurde. Das Galle Fort zählt seit 1988 als Unesco Weltkulturerbe und wurde vom Tsunami im Dezember 2004 stark getroffen und forderte fast 4.000 Menschenleben. (Quelle Wikipedia).

Mein Hostel lag leider nicht direkt im Fort, aber es waren zu Fuß nur 15 min bis zum Gate und im Fort selbst ging es sehr ruhig und entspannt zu. Hat mich von der Architektur und der Mischung an kleinen Geschäften, netten Restaurants und Cafés sehr an Georgetown/Malaysia erinnert. Aber es wirkte irgendwie unecht, nicht so, als wenn dort tatsächlich viele Sri Lanker wohnen würden. Es wirkte eher wie ein Örtchen, das extra für Touristen schön gemacht wurde. Aber gerade deswegen verbrachte ich dort auch einen sehr entspannten Nachmittag.

Da ich im Voraus zwei Tage Unterkunft in Galle gebucht hatte, musste der 2 Tag auch noch rumgebracht werden und ich schnappte mir ein kostenloses Fahrrad meiner Unterkunft und fuhr noch mal ins Fort. Dorf wollte ich mir eine Pediküre gönnen, meine Nägel mal wieder schön machen lassen, da ich fast nur in Flip Flops unterwegs bin. Ich fand einige Spas und Massagesalons, die sehr toll aussahen, was sich aber auch im Preis widerspiegelte. Halt noble Tourigegend. In einer Seitenstraße fand ich dann einen kleinen unscheinbaren Salon und der Preis entsprach schon eher meine Vorstellung. Ich nahm Platz, bekam ein Fußbad, und dann nahm die Katastrophe ihren Lauf. Zertifiziert war die Dame, so wie es schien, nicht. Nicht nur, dass sie mir einmal in den Zeh pikste und es zu Bluten anfing, von sterilen Werkzeugen ganz zu schweigen. Dann lackierte sie mir die Fußnägel und verwendete weder Unter-, nach Oberlack. Währenddessen schaute sie ständig zur Uhr. Dann meinte sie, dass sie fertig ist. Ich schaute kurz und entdeckte einige Stellen wo Nagellack auch meine Zehen und nicht nur den Nagel bedeckte. Als ich sie freundlichen drauf hinwies, wurde sie direkt ein bisschen pampig. Das machte sie dann wischi waschi weg und meinte dann nach 3 min Trockenzeit, dass ich jetzt gehen soll. Ich hab sie denn gefragt, ob es denn schon trocken ist und sie meinte nur "yes, yes is dry" und schob mich nach Bezahlung direkt aus dem Laden raus. Als ich mein Fahrrad aufschloss, kam Sie direkt hinter her, schloss ihren Laden ab und meinte nur, dass sie ihr Kind von der Schule abholen müsse. Aha! Deshalb also die Eile. Als ich abends zurück im Hostel war und meine Fußnägel näher betrachtete, sah ich erst mal ihren Pfusch. Was lerne ich hieraus? Lieber 5 Euro mehr bezahlen und vielleicht im Vorfeld genau in den Laden reinschauen, ob es sauber, ordentlich und nach geeigneten Werkzeug aussieht...

Übrigens habe ich mittlerweile festgestellt, dass Anti-Mosquitozeug in Form von Citronella-Öl auch gut als Nagellackentferner dienen kann. Da ich mich ständig mit dem Zeug einsprühte und die Füße natürlich nicht ausließ, da Mosquitos die besonders lieben, war meine Pediküre total für'n Arsch....

Nach zwei Nächten in Galle ging es dann, wieder mit dem Zug, endlich ins lang ersehnte Yoga Camp. Dieses hatte ich schon von zu Hause aus gebucht und es war quasi meine After-Season-Belohnung. Finanziert durch mein Trinkgeld. Sogar der Luxus einer Einzelunterkunft lag im Budget. Es war zwar nur ein Zelt ohne Badezimmer, aber immerhin hatte ich einen Rückzugsort.

Das Camp ist eigentlich ein Yoga/Surf Camp. Geführt von einem deutschen und einem Engländer. Beide sind Surflehrer und Ben, der Engländer ist auch Yoga-Lehrer. Ich hatte ein Paket mit 10 Yogaeinheiten gebucht und Frühstück sowie Abendessen war inklusive. Das Camp lag zwar nicht direkt am Stand, aber es hatte einen sehr schönen und großzügigen Garten und es gab einen Pool. Und jede Menge Tiere im Garten. Sogar eine Horde Affen zog jeden Tag durch unser Camp und morgens beim Zähneputzen hatte ich auch mal ein paar Äffchen als Zuschauer.

Schon am Ankunftstag nahm ich an der ersten Yogasession teil. Und hatte am Ende der Stunde ein bisschen Pipi in den Augen. Da kamen so einige Emotionen ans Tageslicht. Riesige Freude auf das, was vor mir lag gemischt mit tiefer Traurigkeit, über dass, was ich zurück lassen musste. Das Yoga Camp war wie der Anfang einer langen Reise für mich. Eine Reise, bei der ich sehr viel über mich selbst lernen werde und die auch ein bisschen spirituell sein wird....

Ebenfalls war der Tag auch der Anfang als Nichtraucherin. Am morgen hatte ich meine letzte Zigarette geraucht. Der gesunde Lebensstil, den ich überwiegend verfolge, passte schon lange nicht mehr mit dem Rauchen zusammen. Und diesmal wollte ich auch vom Kopf her wirklich aufhören. Es hatte Klick gemacht. Endlich! Was mich am meisten Überrascht hat am Entzug: es war echt einfach aufzuhören. Ich dachte, dass es mir sehr schwer fallen würde, dem ist aber nicht so. Ganz selten, dass ich überhaupt ans Rauchen denke. Und sogar einige gesellige Abende an denen ich Alkohol konsumiert habe, habe ich locker überstanden.

Die Zeit im Camp verging wie im Flug. Morgens um 7:30 Uhr klingelte mein Wecker und von 8 - 9:30 Uhr gab es die erste Yoga Stunde. Anschließend gab es ein sehr leckeres Frühstücksbuffet inkl. den tollsten Früchten, die man sich fürs Frühstück nur Wünschen kann. Mango, Wassermelone, Papaya, Banane, Ananas. Danach chillte ich meistens ein bisschen, verbrachte Zeit am Pool oder schrieb ein bisschen an Berichten für meine Homepage und legte auch schon mal ein kleines Mittagsschläfchen ein. Wie ihr wahrscheinlich mittlerweile gesehen habt, habe ich endlich meine komplette Myanmar Reise hier dokumentiert.

Um 16 oder 17 Uhr gab es dann die 2. Yoga Session und um 19 Uhr läutete die Glocke zum gemeinsamen Abendessen. Wir waren ca. 25 - 30 Personen in dem Camp. Überwiegend Surfer. Ich war eine der wenigen Yogis und hatte insgesamt 13 wundervolle Yoga Sessions in dieser Woche. Nach dem Abendessen war dann ein bisschen socializing angesagt und gegen 23 Uhr waren wir meistens auch schon alle im Bett. Definitiv kein Party Camp, bei jedem standen die Aktivitäten im Vordergrund. Förderlich war wahrscheinlich, dass es im Camp selbst keinen Alkohol zu kaufen gab. Eine Alkohollizenz ist in Sri Lanka sehr teuer, weshalb wenige Lokalitäten Alkohol verkaufen. War also eine sehr cleane Woche für mich. Außer am letzten Abend, da sind wir mit einigen Leuten zu einer Strandparty. Nach 2 oder 3 Bier war ich schon betrunken und mir war ein bisschen schlecht. Entsprechend habe ich an meinem Abreisetag dann auch die morgendliche Yogasession geschwänzt und ein bisschen länger geschlafen :-).

Schon nach dieser einen Woche merkte ich körperliche Veränderungen. Also nicht unbedingt figürlich, was sicher etwas länger dauert als 13 Sessions, aber mein Körper ist definitiv um einiges flexibler als vorher. Ben, mein Yoga Lehrer meinte auch immer, dass ich nach 4 Wochen in der Lage wäre einen Handstand zu machen. Also muss ich am Ball bleiben, einen Handstand hinzubekommen, wäre schon ein riesen Erfolgserlebnis, noch nicht mal in der Kindheit hab ich das alleine geschafft.

Das Camp hatte hat einen unglaublich tollen Flair und ich kann es jedem, der Surfen und/oder Yoga in Sir Lanka machen möchte nur empfehlen. Natürlich habe ich keine Vergleichsmöglichkeiten, aber das brauche ich hier auch nicht. Neben den Safarizelten gibt es auch ein paar Bungalows mit eigenem Bad, für alle, die es gern ein bisschen komfortabler haben.

 

Hier gibt es noch ein Video, dass gerade in meiner Woche gedreht wurde.

Und hier zur Website: www.camppoe.com



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Kommentare: 1
  • #1

    Hämstermän (Dienstag, 27 Februar 2018 06:39)

    Yeeeh! Du hast es geschafft! Keine doofen Zigaretten mehr. Das freut mich wirklich sehr. Und wenn selbst mit Allohol kein Verlangen mehr kommt, dann hast du das Schlimmste geschafft. Ein Stückchen persönliche Freiheit gewonnen. Sehr schön. Handstand wäre vielleicht noch ein Add-On, aber dafür ist der Mensch auch gar nicht gemacht. Warum auch? Das ist widernatürliches Verhalten. Bringt nur den Kreislauf, das Gehirn und die Verdauung durcheinander. ;-) Auf solche Ideen kommen wohl auch nur Kinder und Leute denen unglaublich langweilig sein muss. :-D
    Fühl dich fest umarmt.