NZ - North Island in a rush

Hallo liebe Freunde,

am 02.04. bin ich mit der Interislander-Fähre und Odysseus (dessen Überfahrt teurer war als meine!) übergesetzt auf die Nordinsel Neuseelands. Vor 10 Jahren ging es genau in die entgegengesetzte Richtung. Da ich damals schon einige Wochen auf der Nordinsel verbrachte hatte, dachte ich zwei oder drei Wochen werden schon ausreichen.

Dämliche Planung!

In Wellington angekommen war ich erst mal leicht überfordert mit dem Verkehr. Es gab Ampeln, Fahrradspuren, Rennradfahrer und viel zu viele Autos für meinen Geschmack. Da die Fähre zur Rush Hour im Hafen anlegte stand ich auch noch schön im Stau. Stau in Neuseeland? Es gibt doch grad mal 4 Millionen Einwohner, wo kommen die ganzen Autos her?

Mit Straßenatlas auf dem Schoß und nur 3 mal verfahren schaffte ich es mich durch das Gewusel zu kämpfen und meinen anvisierten Campingplatz zu finden.
Der teuerste Campingplatz aller Zeiten, bzw. seitdem ich unterwegs war. 34 $ dafür das ich in meinem Auto schlafe und irgendwo, kilometerweit entfernt von der Innenstadt, im Industriegebiet steh. Ich glaubte es hackt. Sogar die Rezeptionistin flüstere mir zu, dass der Preis leider vom Management festgelegt wird und sie das auch total überteuert findet....
Aber da es schon dämmerte und ich so wirklich keine Lust hatte mich zu einem anderen Platz zu navigieren zahlte ich natürlich zähneknirschend diesen horrenden Preis. Willkommen in der Hauptstadt!

Trotz der Campingplatz abzocke entschied ich mich noch eine Nacht dranzuhängen und mit öffentlichen Verkehrsmitteln die Stadt zu erkunden.
In Wellington, was an diesem Tag seinem Spitznamen "Windy Wellington" alle Ehre machte, kaufte ich mir erst mal einen McFlurry Chrunchie und schlenderte bei strahlend blauen Himmel an der Promenade entlang und besuchte daraufhin für mehrere Stunden das Te Papa Museum. Das Museum ist riesig und sehr interessant und ich schaffte es in der Zeit noch nicht mal eine Etage abzuschließen.

Irgendwann, es war schon später Nachmittag, trottete ich zurück in die Innenstadt und traf gaaaaanz zufällig auf den Exfreund. Der war an dem Tag von Auckland nach Wellington geflogen. Na ja, und dann dachten wir uns, wenn man sich schon in Neuseeland über den Weg läuf kann man auch ein paar Tage miteinander verbringen.

Also nahm ich den obdachlosen jungen Mann in meine Obhut und wir mieteten uns für die Nacht eine kleine Twin Cabin auf dem halsabschneider Campingplatz.

Nächsten Tag wurde erst mal geshoppt, es wurde Zelt und Schlafsack gekauft und ich, damit ich mal wieder was anderes als Leggings tragen kann, gönnte ich mir eine neue Hose. Danach ging es noch mal bis zum Ende der Öffnungszeit ins wirklich umfangreiche Te Papa Museum und dann leider weiter gen Norden, der knappe Zeitplan gönnte uns keinen weiteren Tag in relaxten Hauptstadt.

Auf einem großen Campingplatz bei Rivendell (Bruchtal aus LotR) übernachteten wir, ich schlief gemütlich in meinem Auto und der Stefan in seinem neuen Zelt. Nächsten Morgen guckten wir uns Rivendell an. Und tja, was soll ich sagen. Es war recht enttäuschend. Anhand der Beschilderung wurde recht gut erklärt an welcher Stelle welche Szene gedreht wurde, aber von den Gebäuden etc. steht nichts mehr. Und man kann noch nicht mal erahnen, dass dort ein Filmset aufgebaut war.. Aber immerhin stand ich an einem Baum an dem Orlando Bloom (Legolas, der schöne Elbe in Leggins) ein Fotoshooting hatte. Yay!

Nach einer kleinen Rundwanderung setzten wir uns wieder ins Auto und fuhren, fuhren, fuhren.

Die Nacht verbrachten wir auf einem sehr speziellen Campingplatz (6 $ für uns beide) und guckten abends in einem umgebauten Schuppen den ersten Teil der Herr der Ringe Trilogie. Sehr geil, ich erkannte sogar den ein oder anderen Baum wieder! Die Wasserfälle, die in Bruchtal zu sehen sind wurden übrigens im Milford Sound gefilmt.

Weiter ging es nach Napier. Dort setzte ich Stefan im Hostel ab und quartiere mich selbst bei einem Bekannten ein. Ian hatte ich damals in Petra/Jordanien kennengelernt, vor Monaten in Melbourne wieder getroffen und nun lebt er vorübergehend in Neuseeland.

Hatte einen sehr netten Tag/Abend in Napier in seiner WG, nächsten Tag hieß es aber: weiter. Also Stefan wieder eingesammelt und weiter nach Taupo, der Skydiving-capital.
Ich hatte mir ganz fest vorgenommen aus einem Flugzeug zu springen und nach 45 Sekunden freiem Fall an einem Fallschirm zu hängen. Tja, leider versaute mir das Wetter meinen Plan. Es hat den ganzen Tag geschüttet, so ärgerlich. Das Wettervorhersage änderte sich auch für die kommenden Tag nicht, so dass wir nach einem weiteren regnerischen Tag ohne wirkliche Highlights zu unserem nächsten Ziel aufbrachen.


Great Walk - Tongariro Northern Circuit

I love hiking. Wie ihr sicher mittlerweile mitbekommen habt. Und da der Kepler Trek richtig geil war, wollte ich echt gern noch einen weiteren Great Walk gehen. Und da der Stefan ebenfalls angefixt war, buchten wir den Tongariro Northern Circuit zusammen.

Leider war der Wettergott wie schon die Tage zuvor nicht auf unserer Seite und wir mussten sogar im strömenden Regen packen. Ätzend, Vorfreude war dementsprechend gering.

Gegen Mittag brachen wir auf. Auf schönes Wetter warten hatte kein Sinn und wir wollten natürlich vor Einbruch der Dunkelheit ankommen. Mit unseren ausgeliehen Regenhosen (ein Hoch auf die Regenhose) und Regenschutz um unsere Rucksäcke machten wir uns auf dem Weg. Es war kein Vergnügen. Der Regen wurde mal mehr und mal weniger, aber wirklich trocken war es nie. Durch die Regenmassen war der Walking-Trek eher ein Bächlein dem man folgen musste und an mehreren Stellen mussten wir unsere Schuhe ausziehen und knietief durch Flüsse waten. Alle Vorsicht dem Wasser auszuweichen hätten wir uns sparen können.
Es war grausig. Nach ca. Hälfte des Weges hatte ich einen Swimmingpool in meinen Schuhen. Nichts ist ätzender als klitschnasse Füße. Und eine Exfreundin die die ganze Zeit am Meckern ist. Sorry Stefan!
Laut DOC sollte der Weg 3 Stunden dauern, wir haben mehr als 4 gebraucht und unser Pausenbrot im gehen gegessen.

Als wir bei der Hütte ankamen hatte es endlich aufgehört zu regnen. Halleluja! Leider waren alle Betten ausgebucht, so dass wir in dieser ersten Nacht campen mussten. Klitschnasses Zelt aufgebaut und ich musste dann auch noch feststellen, dass meine Rucksackregenschutzhülle leider nicht wirklich ihren Namen verdient. Schlafsack war nass! Arg. Hate, hate, hate. Unsere Schuhe haben wir, wie alle Trekker, verbotenerweise in die Hütte an den Oven gestellt. Fühlt man sich gleich erleichtert, wenn ALLE nasse Schuhe haben. Geteiltes Leid ist halbes Leid.

Bisschen froh waren wirdann zuerst doch, dass wir nicht in der Hütte schliefen. Dort war nämlich eine große Gruppe von Teenager Pfadfinderinnen und die Obermutti war ganz schlimm klugscheißerisch. Bis nachts Gewitter aufzog. Hab ich schon mal erwähnt das Gewitter nicht mag? Ganz besonders wenn ich hilflos in einem Zelt liege. Gut geschlafen hab ich nicht mit dem gedonner da draußen, dem Regengeprassel und dem feuchten Schlafsack. Aber unser Zeltchen wurde verschont vom Blitz, dem Wind hat es tapfer standgehalten und dem Starkregen getrotzt.

Nächsten morgen hieß es extreme früh aufstehen. Zelt packen, Frühstücken und los, großer Tag stand an. Das Tongariro Crossing. Der bekannteste Tagestrek in Neuseeland der im Northern Circuit integriert ist.

Sind wir gestern keiner Menschenseele beim Wandern begegnet liefen wir heute in Kolonne die Berge rauf und runter. Krass. Dabei ist die Saison fast zu Ende und trotzdem waren noch so viele Menschen unterwegs. Was aber auch an dem Wetter gelegen haben könnte. An diesem Tag schien die Sonne und der Himmel war teilweise wolkenlos. 

Viele mitleidige und erstaunte Blicke streiften uns, wenn wir mit unseren großen Rucksäcken an den Leuten vorbei zogen. Oder sie an uns.

Trotz der Menschenmassen war es spektakulär. Vor 10 Jahren bin ich einen Teil des Treks gelaufen, damals aber noch mit deutlich weniger Menschen, im Regen und es gab keinen ausgebauten Trek den Berg hoch. Da musste man sich seinen Weg über Geröll suchen. War jetzt mit dem ganzen Gepäck natürlich um einiges angenehmer.

Aals wir auf den Schicksalsberg, Mt Ng rauf wollten und unsere Rucksäcke schon hinter Geröll versteckt hatten, zog eine miese Wolke auf. Nach langem hin und her haben wir uns dann Entschieden die 3 Stunden detour abzublasen und nicht zum Kraterrand zu steigen. Im dichten Nebel wollten wir uns die Plackerei dann doch ersparen... Der Weg zur nächsten Hütte war noch lang und letztendlich war ich doch ein bisschen froh über die Wolke.

Wir setzten also unseren Weg fort und liefen am Red Crater vorbei hinunter zu den Emerald Lakes und weiter durch die skurile Vulkanlandschaft.
Erschöpft aber glückselig über so viel Schönheit auf unserem Tagesmarsch kamen wir am späten Nachmittag bei der Oturere Hut an und hatten noch ein bisschen Ruhe bis die Pfadfinderinnen aufschlugen.
Oh, und was für ein Drama dann. Es gab eine kranke Pfadfinderin die sich übergeben musste und Obermutti wollte doch tatsächlich eine der beiden Toiletten für sie zur alleinigen Nutzung sperren lassen. Und sie mit dem Hubschrauber ausfliegen lassen (die Idee wurde dann aus Kostengründen wieder verworfen). Und keiner wollte bzw. sollte neben der Kranken schlafen, so dass die eh schon Minihütte einen Schlafplatz weniger hatte und ICH die Nacht eingeklemmt zwischen Stefan und nem anderen Hiker verbringen musste. Und dann fing Mutti an, dass sie sich auch unwohl fühlt und vielleicht alle krank werden, fieser Virus bla bla bla. Meiner Meinung nach war das Mädel einfach erschöpft und überfordert von der Tour und musste sich deshalb übergeben. Aber nun gut, man kann ja auch eine Epidemie daraus machen...

Nachts, mit einem fremden Typen 5 cm neben meinem Gesicht und Stefan auf der anderen Seite, der meckert ich soll ihn nicht so einquetschen, sehnte ich mich tatsächlich nach dem Zelt zurück....

Um 7.15 Uhr waren wir nächsten morgen auf dem Trek, denn die Wettervorhersage war richtig mies und es war der Mammuttag mit 21,8 (von insgesamt 43,1 km) Kilometern. Für den darauffolgenden Tag war sogar Schnee angekündigt, wir wollten also so schnell wie möglich zu unserem Auto.

Und ja, was soll ich sagen. Es war kein Zuckerschlecken. Starker Gegenwind und Nieselregen begleiteten uns den ganzen Tag und der Wanderweg war auch nicht besonders Abwechslungsreich. Nach ca. 7 anstrengenden Stunden waren wir endlich zurück am Auto....



Für den darauffolgenden Tag sollte es eigentlich ganz in den Westen gehen zum Mt Egmont/Taranaki NP.
Doch leider war auch für die Region Regen und Schnee angesagt, sodass wir schweren Herzens unseren Plan über den Haufen warfen und gen Norden fuhren.

Dort war das Wetter nächsten Tag Gott sei Dank um einiges besser und wir besuchten Hobbiton. Damals, nach den Herr der Ringe Dreharbeiten, musste Peter Jackson das komplette Filmset wieder abbauen und Schafe weideten im Auenland. Da wusste der Farmer natürlich noch nicht, was für ein riesen Erfolg die Filme werden... Jetzt, nach den Hobbitdreharbeiten wurde alles in eine riesen Touristenattraktion verwandelt und der Farmer verdient sich eine goldene Nase.

Von uns hat er ebenfalls 150 $ in den Arsch gesteckt bekommen. Ob es die 75 $ pro Person Wert war? Nö. Aber hey, ich war in Hobbiton :-)

Tja und nächsten Tag war dann unsere Nordinseltour schon zu Ende und wir machten uns auf nach Auckland wo das Drama des Autoverkaufs begann. Odysseus brauchte dringend einen neuen Besitzer!

Eine Woche hatte ich dafür eingeplant. Ich will nicht zu sehr ins Detail gehen, kann nur den Rat geben: versucht niemals ein Auto im April in Auckland zu verkaufen, wenn ihr einen angemessenen Preis dafür haben wollt...

Von Auckland hab ich in der einen Woche nicht so viel gesehen. War aber auch nicht besonders traurig darüber, konnte Auckland noch nie was abgewinnen.


Umso trauriger war denn, als ich in dieses Flugzeug steigen musste und noch nicht mal weiß, ob ich jemals zurück komme. Obwohl eigentlich bin ich mir fast sicher, dass dies noch nicht meine letzte Reise nach Mittelerde war. Es gibt noch 7 Great Walks die bewandert werden wollen!


Goodbye Waterfalls, Mountains, Lakes, Fantails, Robins, Feijoas, L&P White Chocolate, Odysseus, Kiwis, Flat Whites, Ginger Crunch, clean public Toilets  .... will miss you.



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Kommentare: 2
  • #1

    Peter Jackson (Mittwoch, 06 Mai 2015 10:57)

    Dear Jennifer.......sadly i have to say that you were wrong.....the location of Mt. Doom is Mt. Ngauruhoe....the lovely vulcano on the pictures is the active Mt. Ruapehu, which is also very pretty but every tourist can see him during the tongariro crossing. Take care of you...And see you again to explore all the locations of my adaption of the simarillion. Your Sir Peter

  • #2

    Mr. Hamster (Donnerstag, 07 Mai 2015 20:12)

    Dear Jen,

    It is absolutely amazing! You travel around at the other end of the world and you meet friends. Here and there. In big cities. This is crazy shit man! I dare to say you have become a certified globetrotter. For real! Wear it with pride!
    And it's some good fun to read through your posts. :-)
    Hugs!